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Berliner SzenenFrühmorgens um sechs

Drücken und Ziehen

Hingegangen, Vertrag abgeschlossen, zack!

Ich bin jetzt Mitglied in’nem Fitnessstudio: hingegangen, Vertrag abgeschlossen, zack! Ganz schnell ging das, und während ich so trainiere, überlege ich, warum. Weil jahrelang schon dachte ich zwar immer, ich brauche mehr Fitness im Leben, nur getan habe ich nichts. Aber jetzt auf einmal … und das auch noch frühmorgens um sechs!

Während ich Gewichte stemme an so ’ner Maschine, überlege ich, ob der Vertrag ein Fehler war. So sehr denke ich nach, dass ich nicht merke, dass mir wer zuschaut dabei. Aber dann merke ich es doch und drehe den Kopf, schau den älteren Herren an, der da neben mir steht, Arme verschränkt.

„Ja, bitte?“, frag ich, nicht mit Worten, aber mit meinem Blick.

„Also …“, fängt Opa an, auch nicht mit Worten, sondern per tiefem Einatmen und hochgezogenen Augenbrauen. So wie er guckt, hab ich ihm bestimmt das Gerät geklaut. Kennt man ja vom Strand, Liegewiese: Da haben Opas und Omas auch immer ihren angestammten Platz, und wehe, man setzt sich da hin.

Aber so ist es hier nicht. Es ist ganz anders.

„Was machst du da eigentlich?“, fragt Opa, immer noch nicht mit Worten, sondern per konfusem Gesicht. Freundlich konfus. Ich atme auf.

„Na ja“, gestikuliere ich. „Ich zieh halt die Stange nach rechts. Steht da auf dem Schild.“ Ich nicke hin.

„Ja“, nickt Opa zurück. Dann schüttelt er den Kopf, ganz gewaltig: „Aber nicht so.“

„Nee?“

„Nee. So!“ Er macht es vor: Hände andersrum halten und auch eher drücken als ziehen. Ich probier’s gleich mal aus, offensichtlich korrekt, denn Opa lächelt, nickt, dreht sich um und geht weg. Kein einziges Wort hat er gesagt, ich auch nicht, und vielleicht deshalb mag ich’s hier so, dass zack und Vertrag. Weil beim Drücken und Ziehen will ich nicht reden; ich will nur schwitzen und schnaufen, besonders frühmorgens um sechs. Joey Juschka

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