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Berliner SzenenTourist zu Hause

Nicht ohne Beatbox

Gaukler, Ganoven, Touristen – Welten, die sich bedingen

Sich in der Stadt, in der man wohnt, wie ein Tourist fühlen: Das ist der Zustand, der sich einstellt, wenn Verwandte einfliegen. Meine Mutter ist mit einem niederländischen Reiseunternehmen angereist. Was bedeutet, dass sie irgendwo in einem abgelegenen Hotel nächtigt und ich sie in der Stadt treffe.

Ich hole sie am Berliner Dom ab. Das neu entstehende Stadtschloss ist ganz in weiße Werbung für ein koreanisches Elektronikimperium eingehüllt. Am Lustgarten steht einer und spielt Panflöte. Nicht ohne Beatbox und Karaokeversion.

Fliegende Händler, von ihren Vorposten aufgescheucht, decken ihren Warentisch rasch mit einer Decke ab. All die Tschapkas, die roten Sterne, die Fahnen, anscheinend illegal. Ich frage mich, wen sie für einen Zivilbullen gehalten haben? Verblüffend, wie schnell sie sind. Praktisch auch, eine Geheimsprache zu haben. Russisch, Rumänisch, Tscherkessisch.

Mutter und ich ziehen durch die touristische Zone. Ein Santana-Nachspieler spielt erst am Hackeschen Markt, dann, wenig später, in der Unterführung am Kaufhof. Dasselbe Gegniedel auf der elektrisch verstärkten Gitarre (wo kommt der Strom her?), derselbe Song. Mutter sagt: „Hat man nur ein Lied, muss man eben häufiger den Platz wechseln.“

Enge, dunkle Passagen. Bettler, Gaukler, Ganoven, Touristen, Passanten, Konsumenten – Welten, die sich gegenseitig bedingen. Am Neptunbrunnen sehe ich einen Mann etwas durch eine Alupappe rauchen. Ich nehme an, dass es Crack ist oder Crystal Meth, aber am Ende ist es wohl nur das gute alte Heroin.

Wir betreten die neuen Kaufhallen, die ramschig und nackt wirken. Die neue Mode: Hochwasserhosen. Freie Fesseln für Männer und Frauen.

Aber Mutter ist zufrieden. Ich bin es auch, denn endlich trage auch ich eine Primark-Tüte nach Hause. René Hamann

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