Berliner Szenen: Hund gesucht
Kläffender Fettberg
Ich stieß direkt mit der Nase auf die Suchmeldung, als ich den Schlüssel in die Haustür steckte. Vor mir klebte ein DIN-A4-Blatt mit zwei Fotos von einem stämmigen weiß-schwarzen Hund, Vorder- und Seitenansicht, der seinem Besitzer abhandengekommen war. „Gesucht!“, stand in fetten roten Lettern über den Augen und der flachen, eingedrückten Nase des Hundes, der mir total unsympathisch war.
Gesucht wurde Paule, eine französische Bulldogge, geboren am 9. November 2011, gechipt. Und dass sie am Ringcenter abhandenka, war vermerkt. Das ist zwei U-Bahn-Stationen von meiner Wohnung entfernt. Besondere Kennzeichen: längere Rute. Oha.
Mit der Hand war auf dem Suchaushang noch etwas hinzugefügt: „Finderlohn wird gezahlt!“ und eine Handynummer. Hm, dachte ich, so ein unerwarteter Zuverdienst wäre nicht schlecht. Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, mich auf die Suche nach so einem Viech zu machen. Mir sind diese Fleischklöpse nicht nur unsympathisch. Ich habe Angst vor diesen französischen Bulldoggen, die von den englischen Bulldoggen abstammen, die, wie der Name es sagt, zum Kampf gegen Bullen eingesetzt wurden. Mit Bullen sind natürlich keine Polizisten gemeint, sondern, genau, andere Viecher, Rindviecher.
Eine Zeitlang hatte eine Tochter einer Nachbarin aus dem Erdgeschoss so eine Bulldogge. Wenn die im Hof war und ich auf dem Weg zur Treppe hoch zu meiner Wohnung im Hinterhaus, rannte der hechelnde Fettberg laut kläffend hinter mir her. Ich war jedes Mal froh, wenn ich die rettende erste Treppenstufe erreicht hatte. Zum Treppensteigen war der Klops zu schwer.
Sollte mir die französische Bulldogge Paule tatsächlich irgendwo in der Nachbarschaft über den Weg laufen, werde ich ganz einfach die Straßenseite wechsen. Barbara Bollwahn
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