Berliner Flughafen wird ausgebaut: Tegel wachsen neue Flügel
Ein Terminal des Flughafens wird noch einmal für acht Millionen Euro erweitert. Dabei soll Tegel in wenigen Jahren schließen. Die Opposition fühlt sich verschaukelt.
Im Jahr 2011 soll der Flughafen Tegel schließen - aber vorher wird er nochmal ausgebaut. Für 8 Millionen Euro will die Flughafengesellschaft das Terminal C erweitern, das derzeit vor allem Billigflieger nutzen. Der Flughafen-Sprecher begründet das mit steigendem Flugverkehr und mehr Bequemlichkeit für die Passagiere. Kritiker werfen der Flughafengesellschaft vorsätzliche Täuschung vor, denn in der Vergangenheit hatte der Flughafen einen Ausbau stets dementiert. Ab 2011 soll der noch im Bau befindliche Hauptstadtairport BBI in Schönefeld die Berliner Flughäfen Tegel und Tempelhof ersetzen.
Das erst im Mai 2007 eröffnete Terminal C soll um etwa 50 Prozent auf rund 18.000 Quadratmeter vergrößert werden. Der Anbau soll im Frühjahr 2009 eröffnen und in Leichtbauweise errichtet werden; er wird also auch optisch wie ein Provisorium aussehen. "Wir wollen mit dem Anbau vor allem die Spitzenlast am Morgen und Abend besser abfedern, wenn viele Geschäftsreisende unterwegs sind", so Flughafensprecher Ralf Kunkel.
Im vergangenen Jahr reisten über Tegel 13,4 Millionen Passagiere. Die Zahl der Fluggäste sei im ersten Halbjahr dieses Jahres um 15 Prozent gewachsen, sagte Kunkel, und sie werde auch bis zur Schließung des Flughafens weiter wachsen, wenn auch nicht mehr so rasant. Kunkel: "Wir wollen keinen einzigen Passagier, keinen einzigen Flug abweisen."
Der Anbau habe da eine "strategische Stoßrichtung", sagte Kunkel. Man wolle damit vor allem den Komfort für Umsteigepassagiere erhöhen. Wer von einem Ziel innerhalb Europas komme und in Tegel auf einen Langstreckenflug umsteige, der könne künftig durch den Anbau viel leichter und ohne erneute Sicherheitskontrollen umsteigen. Kunkel: "Die Langstrecke ist ein zartes Pflänzchen bei den Berliner Flughäfen, das wollen wir ordentlich gießen." Der Anbau soll sich noch bis zur Schließung des Flughafens amortisiert haben.
Claudia Hämmerling, die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus, ist von der Nachricht überrascht und auch etwas empört. Denn in der Vergangenheit hatte der Flughafen-Chef Rainer Schwarz bestritten, dass Tegel noch weiter ausgebaut werden soll. Stets hieß es, dass der wachsende Flugverkehr durch eine "Optimierung" innerhalb der bestehenden Gebäude bewältigt werden solle. Hämmerling: "Ich fühle mich verschaukelt."
Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Rzepka aus Tempelhof-Schöneberg warf dem Flughafen eine Verheimlichung der Pläne vor. Dadurch seien die Wähler vor dem Bürgerentscheid über die Zukunft des Flughafens Tempelhof Ende April getäuscht worden. Angesichts der vorhandenen Kapazitäten in Tempelhof sei der Ausbau von Tegel eine Verschwendung von Steuergeldern. Flughafensprecher Kunkel behauptet dagegen, die Entscheidung sei erst in der vergangenen Woche gefallen.
Johannes Hauenstein von der Tegeler Initiative "Bürgerinnen und Bürger gegen das Luftkreuz auf Stadtflughäfen" mag das nicht recht glauben. Er selbst habe schon länger von entsprechenden konkreten Gerüchten gehört: "So eine Informationspolitik ist natürlich unterstes Niveau, so erzeugt der Flughafenbetreiber nur Misstrauen." Ihm und seinen Mitstreitern in Tegel sei das zwar egal - schließlich sei die Schließung des Flughafens schon fest beschlossen. "Aber mit so einer Art, mit den Anwohnern umzugehen, sorgt die Flughafengesellschaft für Unmut bei den Anwohnern von Schönefeld und für eine zusätzliche Mobilisierung der Ausbaugegner dort."
Die Aussicht auf den in den nächsten Jahren weiter steigenden Fluglärm in Tegel kann Hauenstein die gute Laune aber nicht verderben: "Das müssen wir aushalten. Wir zählen hier die Tage, bis Tegel endgültig schließt."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!