piwik no script img

■ BerlinalienTerror, Müll, Sex

Unser Sonderkorrespondent Detlef Kuhlbrodt findet, die Berlinale sei so etwas wie eine „Journalistenstadtverschickung“ – analog zur Kinderlandverschickung: „In der Jugendherberge, also im Pressefach im Interconti, findet man jeden Tag eine neues Care-Paket. Etwa 1 Kilo Papiermüll möchte beachtet werden. Alles Sachen, die man mitnimmt, wenn man viel Papier braucht für den Ofen – das meiste brennt dann sehr ungesund ab (Superhochglanz). Wenn man ein paar Tage lang sein Pressefach nicht geleert hat, findet man einen Zettel, auf dem steht, daß man wegen wichtiger Nachrichten am ,Counter‘ fragen soll. Da kriegt man dann den Müll, der sich in den letzten Tagen angesammelt hat und eine Plastiktüte. Auf der steht ,Topographie des Terrors‘. (Wirklich!!!) Das Interconti ist ziemlich schrecklich, und man sehnt sich zurück ins Haus der Kulturen der Welt. Da lief noch alles durcheinander: Wettbewerb, Panorama, Forum. Kontakte gestalteten sich zwangloser. Man mußte noch nicht auf dem Weg zum ,Delphi‘ an diesem trostlosen Beate-Uhse-Komplex vorbei. In den Schaufenstern des Sexverachtungsgewerbes stehen Schaufensterpuppen, die menschen- und sexverachtende Sexwäsche anhaben. Eine der Puppen hat ein Loch im Oberschenkel. Dazu paßte, daß mich am U-Bahnhof ein Türkenjunge nach einer Zigarette fragte. Damit brannte er den netten Gesichtern in einer Illustrierten die Augen aus.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen