Bericht aus der Praxis: Norma Hillemann, Schülerin an der Tesla-Oberschule: „Ausfall ist der Alltag“

An meiner Schule erleben SchülerInnen aller Klassenstufen es regelmäßig, dass – mehr oder weniger erwartet – Stunden ausfallen. Manchmal freut man sich über die zusätzliche Freizeit. Aber wenn Freistunden zum Schulalltag werden, ist das ein Grund zur Sorge.

An unserer Schule stehen zu wenig Lehrer zur Verfügung. Der Französischkurs der 10. Klasse etwa hat seit einigen Wochen keinen Fachlehrer mehr. Wenn sich das nicht ändert, können die Schüler nicht genügend Stoff durchnehmen und in diesem Fach nicht geprüft werden. Das besorgt besonders diejenigen, die später auf ein Oberstufenzentrum oder Gymnasium gehen wollen. Sie müssten ihren bisherigen Französischunterricht – drei Jahre – komplett wiederholen. Und wer lernt schon gerne dasselbe noch mal?

Zwei weitere Lehrer sind schon seit längerer Zeit krankgeschrieben. Für meine Klasse bedeutet das jeden Mittwoch eine Stunde weniger und zwei wechselnde Vertretungen in Mathe. Das kann manchmal ziemlich nervig werden, wenn die beiden Vertretungslehrer sich nicht einigen können, ob wir nun in der nächsten Unterrichtsstunde einen Test zum abschließenden Thema schreiben sollen oder doch einfach ein neues Thema beginnen.

Wenn zu viele Lehrer gefehlt haben, sei es wegen Krankheit oder einer Weiterbildung, ist es auch schon vorgekommen, dass an einem Tag gleich zwei bis drei Stunden ausfallen. Außerdem hatten wir in einem Fall eine ganze Woche täglich nur drei bis maximal vier Stunden. Die Schule nannte das eine Projekt-Woche – aber in meinen Augen war es nur eine Notlösung.

Als Schülerin der Abschlussklasse frage ich mich, wie man den ganzen Stoff in dem Schuljahr schaffen soll.

Auch die Eltern machen sich darüber Gedanken. Sie haben bereits Initiativen dagegen gestartet und zum Beispiel einen Beschwerdebrief gegen den Ausfall des Französischkurses verfasst.

Norma Hillemann (17) besucht die 10. Klasse der Tesla-Realschule in Prenzlauer Berg. Sie ist derzeit Praktikantin in der Berlin-Redaktion der taz