■ Bekennerschreiben: „Deutsche Bahn - Unternehmen der Zukunft“: Deutsche Bahn-Unternehmen statt Zukunft
In der Nacht vom 1. auf den 2. Mai haben wir die Bahnstrecken Oldenburg-Bremen, Oldenburg-Osnabrück, Oldenburg-Leer und Oldenburg-Wilhelmshaven stillgelegt. Mit dieser Aktion wollen wir unserem Protest gegen Atomtransporte jeglicher Art und in diesem Fall speziell gegen den Castor-Transport aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ins niedersächsische Gorleben Ausdruck verleihen. In Gorleben soll dieser in Glas eingeschmolzene Müll in einer Leichtbauhalle, die weder gegen Flugzeugabsturz, noch gegen Erdbeben, Wasserschäden und ähnliches gesichert ist, erstmal für 40 Jahre „zwischengelagert“ werden. Im April letzten Jahres wurde mit massivem Polizeiaufgebot ein ähnlicher Transport aus dem AKW Phillipsburg gegen heftige Proteste und Widerstand durchgeprügelt. Der Transport war nicht politisch, sondern nur militärisch durchsetztbar und der Staat hat wieder einmal bewiesen, welche Interessen er vertritt und schützt, nämlich die der (Atom)Wirtschaft. Was mit dem Müll passieren soll, ist unklar. Atommüll strahlt über Jahrtausende. Ein Endlager gibt es weltweit nicht. Doch nicht nur das: Schon im Normalbetrieb dringt radioaktive Strahlung aus den AKWs nach außen, wie die Leukämieraten in der Umgebung des AKW Krümmel zeigen. Dies paßt so gar nicht ins Bild der sauberen und umweltfreundlichen Technologie, das die Atomlobby ständig besingt.
Vor 10 Jahren passierte in Tschernobyl ein SuperGAU, ganze Landstriche wurden radioaktiv verseucht. Jederzeit kann sich ein ähnlicher Unfall in einem der 21 deutschen Reaktoren ereignen. Damals redeten alle vom Ausstieg aus der Atomenergie, doch davon sind wir heute, nur 10 Jahre später, meilenweit entfernt: Forschungsreaktoren werden geplant und neue Reaktortypen entwickelt.
Doch Atomkraftwerke können sofort abgeschaltet werden, der Atomanteil von 30 Prozent bundesweit kann jederzeit durch andere Energien ersetzt werden. Atomstrom ist daher nicht nötig. Doch die Atomwirtschaft beharrt darauf, da sie doch eine Option Deutschlands auf den Bau von Atomwaffen darstellt. Atomanlagen produzieren Plutonium für den Bau von Atombomben. Eine zivile und militärische Nutzung der Atomenergie ist somit untrennbar miteinander verknüpft.
Mit ihren Transporten ist die Bahn maßgeblich beteiligt am Atomgeschäft. Solange dieses nicht aufhört, wird sie weiterhin Ziel von Sabotageaktionen bleiben. Wir fordern die Bahn auf, jegliche Atomtransporte auf der Schiene zu boykottieren.
Sofortige Abschaltung aller Atomanlagen.
Die Gruppe Wechselstrom
Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg/ Gorleben hat gestern Sachbeschädigungen als Mittel gegen Atomtransporte als naiv bezeichnet. Die Deutsche Bahn-AG setzte 50.000 Mark Belohnung zur Ergreifung der Gleistäter aus. Hinweis ans BKA: der Brief ist vernichtet (d.Red.).
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