Behinderung von Behinderten: Schlechtere Karten im Beruf
Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen stellt der Landesbeauftragte fest, dass Behinderte trotz Gleichstellungsgesetz auch weiterhin benachteiligt sind.
Menschen mit Behinderung haben in Berlin schlechte Chancen, einen regulären Arbeitsplatz zu finden. Dies ergab eine Umfrage anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderungen an diesem Montag. Nach Informationen der Arbeitsagentur sind in Berlin derzeit rund 37.000 Schwerbehinderte und Behinderte arbeitslos gemeldet. Das entspricht einem Anteil von rund 14 Prozent aller Arbeitslosen in Berlin. Insgesamt leben in der Hauptstadt nach Angaben der Senatsverwaltung für Gesundheit rund 310.000 Schwerbehinderte.
Die Berliner Betriebe sind immer noch zurückhaltend bei der Einstellung von Behinderten, sagte der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Martin Marquard. Er glaubt, dass es ein psychologisches Problem ist: "In den Betrieben gibt es oft Berührungsängste." Auch das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG), das im August 2006 in Kraft getreten ist, habe sich bisher noch nicht entscheidend ausgewirkt, so Marquard.
Nach Angaben der Arbeitsagentur ist der Anteil Schwerbehinderter, die in arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert werden, im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Wurden im August 2006 noch 3.286 Schwerbehinderte gefördert, waren es im August dieses Jahres 4.552 Menschen. Das entspricht einem Anteil von fast 5 Prozent aller Geförderten in Berlin.
Doch auch in anderen Lebensbereichen sieht Marquard Handlungsbedarf. Die Integration behinderter Kinder in den Schulunterricht solle weiter ausgebaut werden. In Berlin besuchen rund 30 Prozent der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf Regelschulen. Dies ist zwar weit über dem Bundesdurchschnitt von knapp 12 Prozent, doch die weitere Integration im Schulbereich stagniert laut Marquard seit Jahren. Daher fordert der Landesbeauftragte, den im Schulgesetz festgelegten Finanzvorbehalt für Integrationsmaßnahmen zu streichen.
Positiv hat sich das Angebot barrierefreier Verkehrsmittel im öffentlichen Nahverkehr laut Marquard entwickelt. Mittlerweile sind 40 Prozent aller U-Bahnhöfe mit Rampen oder Aufzügen ausgestattet.
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