Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um:
Wie man so dasteht! Besser gesagt: Wie Mann so dasteht und wie Frau so dasteht. Wer derzeit die Galerie Tanya Leighton besucht, kommt nicht umhin, an sich selbst herabzusehen und seine Körperhaltung zu überprüfen. Ausgestellt sind dort Auszüge aus Marianne Wex’ Studie „Weibliche und männliche Körpersprache als Folge patriarchalischer Machtverhältnisse“. Mitte der 1970er Jahre hatte die Künstlerin begonnen, Tausende Fotografien aus den Straßen Hamburgs, aus Massenmedien, Werbeprospekten, Pornoheften und kunsthistorischen Büchern zu sammeln und daran die Darstellung und tatsächliche Körpersprache von Männern und Frauen zu untersuchen. Frappierend sind ihre Ergebnisse. Sie belegen nicht nur, dass die Diskussion über Manspreading, das lästige breitbeinige Sitzen von Männern in öffentlichen Verkehrsmitteln, schon viel älter ist als die zugehörigen Social-Media-Kanäle, sondern auch wie wenig sich ansonsten in 40 Jahren geändert hat: Männer nehmen Raum ein, Frauen machen sich klein, männliche Gesichter dürfen Falten haben, weibliche dem glatten Kindchenschema entsprechen. Wex’ Bildauswahl mag durchaus polemisch sein, einen klugen Beitrag zur aktuellen #metoo-Debatte stellt diese dennoch dar (bis 17. 2., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Kurfürstenstr. 156 & 24/25).
Das Gegenmodell dazu liefert Davit Giorgadze. Auch seine Fotografien, zu sehen im Moabiter Kunstraum Aesthetik 01, zeigen Körperbilder: entblößte Rücken, Hinterköpfe, ineinander verschlungene Liebende beim Kuss, kurz vor oder kurz nach dem Geschlechtsakt, Haare, Beine, jedoch frei von üblichen Klischees. Oftmals lassen sie die Geschlechter kaum zuordnen, oder sie scheinen zumindest keine Rolle zu spielen, trotz der bisweilen expliziten Darstellung von Genitalien. Giorgadze ist neben seiner fotografischen Arbeit auch Mitgründer des georgischen Modelabels „Situationist“, in dessen Kollektionen Referenzen an europäische Schneiderkunst, Jugendkultur der 90er und georgische Sowjetvergangenheit auch hier jenseits von Kategorien wie Feminität oder Maskulinität verschmelzen (bis 22. 2., Do.–Sa. 15–19 Uhr, Lübecker Str. 49).
Abbildungen ganz besonderer Körper zeigt indes Lea Draeger. Als fast schon manisch lässt sich die Zeichenlust der Künstlerin beschreiben. Ihr Motiv: der Papst. Eine Legion, eine Ameisenkolonie an Päpsten, 1.000 Miniaturen sind auf diese Weise entstanden, böse, parodistisch, pornografisch, die bei Patrick Ebensperger eine ganze Wand füllen. Der Raum im Keller der ehemaligen Aussegnungshalle könnte kaum besser passen (bis 3. 3., Mi.–Sa. 12–18 Uhr, Plantagenstr. 30).
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen