Bauskandal im Schöneberger Stadtbad: Kaum saniert, schon wieder leck

Einst gefeiert, jetzt wieder geschlossen: Das Schöneberger Stadtbad macht statt 2010 erst Ende 2011 wieder auf - und dann auch nur eingeschränkt. Ursache: Pfusch am Bau.

Schnell kraulen: Nicht im Stadtbad Schöneberg, und erst recht nicht schnell Bild: dpa

Die Sanierung des Stadtbads Schöneberg dauert länger als geplant. Das historische Bad aus dem Jahr 1929, das in den Neunzigerjahren für 50 Millionen Mark rundumsaniert und mit Sauna, Solebecken, Rutsche, Nichtschwimmerbereichen sowie Außenbecken erweitert worden war, galt als Vorzeigeprojekt und Publikumsmagnet des Bezirks. 400.000 Badegäste besuchten das Hallenbad zuletzt pro Jahr. Derzeit ist es allerdings eine der größten Baustellen des Bezirks. Eigentlich sollte das Bad auch Mitte des Jahres 2010 wieder eröffnen - doch vor dem dritten Quartal 2011 wird dies nicht geschehen.

Doch auch dann wird nur das Schwimmbad, nicht aber der Saunabereich fertiggestellt sein, sagte Matthias Oloew, Sprecher der Berliner Bäderbetriebe (BBB), zur taz. "Wir haben einen sehr hohen Sanierungsbedarf festgestellt, von dem wir ursprünglich nicht ausgegangen waren." Teile der verglasten Stahlfassade seien verrottet, das Dach hochgradig undicht gewesen.

Die Fliesen um das Schwimmbecken hätten abgeschlagen werden müssen, weil bei der letzten Sanierung vor gut zehn Jahren beim Einbau der Dichtungen geschlampt wurde und Wasser durch die Wanne austrat. Alle Becken müssten neu gemacht werden. Oloew: "Die großen Mängel erfordern grundlegende Bauarbeiten." Bäderchef Klaus Lipinsky: "Man konnte sehen, wie das Wasser in die unteren Umkleiden tropfen sehen." Für die Sanierung und neue Abdichtung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes rechnen die Bäderbetriebe statt der geplanten 2,5 nun mit mindestens 4 Millionen Euro. Wann der Saunabereich mit zwei Saunen und Außenbecken wieder fertiggestellt sein wird, ist offen.

Für die Pfusch am Bau sehen die BBB den Bezirk und die Baufirmen in der Verantwortung. Nach der Eröffnung des Schwimmbads 1999 und der Übertragung aus der Hand des Bezirks in die Zuständigkeit der BBB "dachten wir, dass wir ein Topbad kriegen", so der Pressesprecher. Als bald darauf erste Mängel auftraten, sei man an die Bauaufsicht des Bezirks herangetreten. "Als der Schaden jedoch behoben werden sollte, war die verantwortliche Firma pleite", sagt Schönebergs Baustadtrat Bernd Krömer (CDU). Damals wie heute müssten die Berliner Bäderbetriebe die Schäden mit Steuergeldern beheben.

"Eigentlich ist das ein Skandal", meint ein Passant vor dem Bad an der Hauptstraße. Die wirklich Betroffenen seien außer den Steuerzahlern die Schwimmer, die sich nun nach anderen Bädern umschauen müssten.

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