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Bauprojekt in Barmbek verändertEigentum schlägt Sozialbau

Bezirks-Abgeordnete fühlen sich von der Firma des CDU-Politikers Andreas Wankum getäuscht: Sie wollte geförderte Wohnungen bauen - die kann man jetzt kaufen.

Hier gibt es doch keine Sozialwohnungen: geplanter Komplex an der Fuhlsbüttler. Bild: Onevest

Das Projekt klang gut in den Ohren der Abgeordneten der Bezirksversammlung Nord: Das Immobilienunternehmen Onevest wollte auf einer Fläche, die seit Jahren brach liegt, 114 Sozialwohnungen bauen. Sie gaben ihr Einverständnis, dass das Gebäude zwei Stockwerke höher gebaut werden dürfen, als eigentlich vorgesehen. Doch: Es wird an der Fuhlsbüttler Straße 294–314 keine geförderten Mietwohnungen geben. Über das Internetportal Immonet kann man Wohnungen vormerken – zum Kauf, für durchschnittlich 3.250 Euro pro Quadratmeter.

Der Geschäftsführer von Onevest ist der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Andreas Wankum, und für ihn fallen bald wichtige Entscheidungen – er ist Kandidat für den Kreisvorsitz im Bezirk Nord. Er könnte dann Bundestagskandidat werden. Und auch der Manager des Projekts, Michael Westenberger, ist in der Politik aktiv: Er ist Vorsitzender der CDU-Bezirksfraktion in Eimsbüttel – und dort Sprecher für Stadtentwicklung.

„Natürlich stand ich dem Ansinnen von Onevest offener gegenüber, weil Sozialwohnungen versprochen wurden“, sagt Peter Heim, der ehemalige Fraktionschef der Linken im Bezirksparlament. Es sei sogar die Rede davon gewesen, dass Wankums Familie sich an den Sozialwohnungen beteiligen würde, sagt Heim. Aber er sagt auch: „Es gibt keine schriftlichen Verträge darüber.“ Es sei ein Versprechen des Investors gewesen, dem man geglaubt habe.

Andreas Wankum

Der 56-Jährige ist Unternehmer und Politiker.

Geschäfte: Seit 1979 arbeitet er in der Immobilienbranche und war an den Projekten "Kehrwiederspitze", O2 World und dem Umbau des Volksparkstadions zur Arena beteiligt. Beim Umbau des HSV-Stadions geriet er in Zahlungsschwierigkeiten, ging selbst in Insolvenz. Heute ist er Geschäftsführer der Onevest.

Politik: Wankum ist seit 2004 Bürgerschaftsabgeordneter für die CDU. Bei der Partei ist er seit 1985 Mitglied. Er möchte dort Vorsitzender im Kreis Nord werden.

„Es ist das erste Mal passiert, dass sich im Bezirk ein Investor nicht an Zusagen hält“, sagt Thomas Domres, Chef der SPD-Fraktion im Bezirk Nord. In Zukunft, sagt er, sollten städtebauliche Verträge solche Zusagen von Investoren rechtlich absichern. Wie das geht, prüfe nun das Bezirksamt. Martin Bill von der GAL-Fraktion fordert: „Die Investoren sollten von vornherein mit offenen Karten spielen.“

„Über die aktuelle Lage ist keiner glücklich, wir hätten dort gerne sozialen Wohnungsbau gemacht und sie langfristig im Bestand gehalten“, sagt Andreas Wankum. Aber: „Der Genehmigungszeitraum hat sich so hingezogen, dass die Kosten so angestiegen sind, dass wir außerhalb der Förderbedingungen für Sozialwohnungen sind.“

Zum Zorn der Bezirkspolitiker sagt er: „Wir sind auch verärgert über den langen Genehmigungszeitraum.“ Onevest habe eineinhalb Jahre Genehmigungszeit angesetzt, sagt Wankums Manager Westenberger. Nach drei Jahren habe man immer noch keine Baugenehmigung.

Die Probleme mit dem Projekt in der Fuhlsbüttler Straße waren schon Thema einer schriftlichen Kleinen Anfrage in der Bürgerschaft. „Welche Möglichkeiten sieht der Senat, den Investor auf seine ursprüngliche Zusage zu verpflichten?“, fragte die Abgeordnete Heike Sudmann (Linke). Die Antwort des Senats: „Keine“.

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6 Kommentare

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  • U
    Umwelt-Andy

    Ihren Kommentar hier eingeben

    Es geht noch dreister zu im Bezirk Hamburg-Nord :

    Im Bauprojekt Heidberg 21-23a in Hamburg-Winterhude in einem viel zu kleinen Hinterhof

    werden vom Eigentümer Dr.Michael Börner-Kleindienst im Bauvorantrag 14 Mietwohnungen mit einer Miete von € 6,- pro m²genannt und darauf hin die Baugenehmigung erteilt. Jetzt wurde die Baugenehmigung von Herrn Dr.Börner-Kleindienst an die Firma Liscard GmbH weitergereicht, das cGrundstück geteilt und es sollen 14 Luxus-Eigentumswohnungen zum Quadratmeter von über € 5000,-

    pro qm entstehen.Herr Domres, der das Projekt anfangs befürwortete ,schweigt. Nur die Fraktion Die Linke mit Fraktionsvorsitzender Karin Haas unterstützt die entsetzte Nachbarschaft, die über das

    Projekt nicht informiert wurde. Wertvoller Baumbestand soll vernichtet werden mit Unterstützung des Bauprüfamtes des Bezirks Nord. Geforderte Abstände zu Nachbargrundstücken werden nicht eingehalten, die zu bebauende Fläche überschreitet das zulässige Maß.Anwohner und Öffentlichkeit wurden vollkommen über das Bauvorhaben getäuscht!

  • U
    Umwelt-Andy

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    Es geht noch dreister zu im Bezirk Hamburg-Nord :

    Im Bauprojekt Heidberg 21-23a in Hamburg-Winterhude in einem viel zu kleinen Hinterhof

    werden vom Eigentümer Dr.Michael Börner-Kleindienst im Bauvorantrag 14 Mietwohnungen mit einer Miete von € 6,- pro m²genannt und darauf hin die Baugenehmigung erteilt. Jetzt wurde die Baugenehmigung von Herrn Dr.Börner-Kleindienst an die Firma Liscard GmbH weitergereicht, das cGrundstück geteilt und es sollen 14 Luxus-Eigentumswohnungen zum Quadratmeter von über € 5000,-

    pro qm entstehen.Herr Domres, der das Projekt anfangs befürwortete ,schweigt. Nur die Fraktion Die Linke mit Fraktionsvorsitzender Karin Haas unterstützt die entsetzte Nachbarschaft, die über das

    Projekt nicht informiert wurde. Wertvoller Baumbestand soll vernichtet werden mit Unterstützung des Bauprüfamtes des Bezirks Nord. Geforderte Abstände zu Nachbargrundstücken werden nicht eingehalten, die zu bebauende Fläche überschreitet das zulässige Maß.Anwohner und Öffentlichkeit wurden vollkommen über das Bauvorhaben getäuscht!

  • S
    Si.Re

    Ich lach mich tot: „Es ist das erste Mal passiert, dass sich im Bezirk ein Investor nicht an Zusagen hält“, sagt Thomas Domres, Chef der SPD-Fraktion im Bezirk Nord." So,so! Dieses neue Spielchen der sog. Investoren findet zur Zeit auch im Heidberg(Winterhude) statt. Nur davon konnte der Herr Domres leider nichts wissen. Außer der "Linken" hat nämlich keine Partei auf unsere Information reagiert.

  • N
    Neidhard

    Andreas Wankung, Barmbek - das ist eine Spielwiese für bestimmte Investoren. Und der Bezirk muss es sich nicht bieten lassen. Aber das wird er tun. Stellt sich doch die Frage warum?

    In Barmbek wurde auch ein Hochhaus an den Platz einer ehemaligen Kirche gebaut. Hässlich wie nix, wer gibt die Genehmigungen für so was? Ein Hinterhof im Wiesendamm wird mit Luxuseigentumswohnungen bebaut - wer gibt die Genehmigungen?

     

    Für mich ist es mit SPD oder CDU jedenfalls nicht getan.

    Dass gerade Barmbek kaputt gemacht wird durch diese Politik hat nur etwas mit der Ideenwelt der Investoren zu tun: Citiynah, U-und S-Bahn, nix wie hin. Jetzt gibt's hier in den kleinen Straßen Staus, die Straßen sind für Kinder und Senioren deutlich unsicherer geworden. Und jedes Gebäude könnte gekauft, umgewandelt oder abgerissen werden. Es ist hier dirty, weil die Bürger wohl wählen, aber nicht vertreten werden.

  • NP
    No Pasran

    Ja ja, da haben sich alle schoen ueber den Tisch ziehen lassen. Ich erinnere mich an die ersten Vorlesungen waehrend des Stdiums, als das Thema Vertragsrecht behandelt wurde.... Ich lege allen Beteiligten nahe, sich doch auch mal einige Vorlesungen Vertragsrecht zu goennen...

    Zu dem Verhalten von Wankum und Co faellt mir nur ein, dass dies absolut typisch ist fuer einen macht -und geldgierigen Erdenbewohner wir dieser einer ist. Ich vertraue darauf, dass alle Beteiligten Luegner und Betrueger frueher oder spaeter ihrer gerechten Strafe zugefuehrt werden und vor allem das NIEMAND!!!! weiter Geschaefte mit diesen Luegnern und Betruegern macht. Aber die Hamburger Politiker/innen haben ja schon mehrfach bewiesen, dass sie selbst fuer das BWL oder VWL Grundstudium zu dumm waeren.

     

    Schoene Posse am Rande des Chaos - so ist der Kapitalismus und wer es aendern moechte muss sich eben bewegen!!

  • Q
    quer-ulantin

    Bei den Versprechungen des Andreas Wankum und seiner Firma Onevest hätten sofort alle Alarmglocken klingeln müssen - oder hat da noch jemand profitiert!?