Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
"Mehr noch muss sich aber das Land Berlin fragen lassen, was ihm der Erhalt des Denkmals und bedeutende historische Architektur überhaupt wert ist. Wie es scheint, nichts mehr!"
richtig so! hätten die menschen in früheren zeiten denselben erhaltungswahn an den tag gelegt, wo wären wir dann heute? das alte und überlebte muss dem neuen weichen, das ist der lauf der dinge. es wäre schön wenn diese binsenweisheit mal in die amtsstuben vordränge und denkmalschutz sowie erhalt historischer architektur endlich ad acta gelegt würde.
wenn man schon kritisieren will sollte man sich dabei auf den weg konzentrieren, der zu der entscheidung führt was das neue denn sein soll. der ist nämlich in weiten teilen in der tat kritikwürdig, weil oft genug am bedarf vorbei gebaut wird.
Ja, weg mit dem ewig gestrigen Scheiß, her mit den schönen großen Wolkenkratzern. Weg mit dem berliner Dom, der Philharmonie, dem Brandenburger Tor, dem französischen Dom, dem Haus des Rundfunks, dem Stadtbad Neukölln, der Staatsoper, und vorallem weg mit dem Reichstag. Brauchen wir alles nicht, hatten wir alles schon, her mit dem Neuem.
Wo kämen wir denn da hin, wenn wir Zeugnisse unserer Baukultur erhalten wollen würden.
Raus den Kram aus den Museen, raus aus den Köpfen. Halleluja.
Ich freu mich jedes mal, wenn ich an den Neubauten am Kanzleramt vorbei gehe und mir denke: "Wow, da haben Sie mal was geleistet, und diese malerische grüne Patina erst" und dann sehe ich mir die ganzen tollen neuen Carlofts in Kreuzberg an, und das sich malerisch in die Umgebung einpassende Spreedreieck an der Friedrichstr. oder der neue Hauptbahnhof (ohne Worte) etc. etc.
Einzig und allein verstehe ich nicht, und das meine ich ernst, warum ein Schlossneubau in Potsdam und Berlin?
Autofahrer:innen stellen ein Viertel aller Verurteilten in Deutschland. Doch vielen fehlt Bewusstsein für ihre Taten.
Baudenkmal: Investoren wird der Weg bereitet
Die Kantgaragen werden abgerissen
Die Kant-Garagen waren 1930 das bauliche Symbol für die Mobilität im autoverrückten Neuen Westen Berlins. Heute sind sie ein Abrissfall. Haarstäubend dabei ist, dass selbst der Eigentümer des denkmalgeschützten Gebäudes kräftig nachgeholfen hat, den Glaspalast herunterzuwirtschaften, indem er auf das Prinzip der Verwahrlosung setzte.
Mehr noch muss sich aber das Land Berlin fragen lassen, was ihm der Erhalt des Denkmals und bedeutende historische Architektur überhaupt wert ist. Wie es scheint, nichts mehr! Denn dort, wo aktuell Investoren vor Denkmälern auflaufen – besonders in der City West – wird ihnen der Weg bereitet, wie die jüngsten Abriss-Beispiele Deutschlandhalle, das Schimmelpfeng-Haus und jetzt die Kant-Garagen beweisen.
Vorfahrt für Neubau
Dass die Abrissbirne wieder kreisen kann, hat auch damit zu tun, dass in den letzten Jahren der Denkmalschutz in Berlin starke Einbußen hinnehmen musste. Ein Drittel weniger Mitarbeiter als noch in den 1990er Jahren haben die Behörden heute. Es fehlt an Geld und Ausstattung. Einstmals politisches Störelement, ist Denkmalpflege jetzt Anhängsel von Senats- und Bezirksverwaltungen und in ihrer Macht und Freiheit, diese zu kontrollieren, begrenzt – eine fatale Entwicklung.
Hinzu kommt, dass die Denkmalbehörden selbst an diesem Prozess der Entmachtung beteiligt sind. Die tägliche Sisyphos-Arbeit der Vorsorge, des Erhalts und der Kontrolle ist mühsam. Da widmet man sich lieber den Themen Unesco-Welterbe, großen Prestigeprojekten oder den Tagen des offenen Denkmals. Das ist eben schöner und macht keinen Ärger.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Rolf Lautenschläger
Redakteur taz.Berlin
Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.
mehr von
Rolf Lautenschläger