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Archiv-Artikel

Bastian Reinhardt Riss in der HSV-Eiche

Von JANK

Auch das noch. Van der Vaart und Atouba verletzt; Demel, Mahdavikia und Benjamin gesperrt – und dann fasst sich in Frankfurt nach 39 Minuten auch noch Bastian Reinhardt an den Oberschenkel. Muskelfaserriss, eine Woche Pause. Gerade war der HSV gegen die Eintracht in Rückstand geraten, was ihm später ohne den Innenverteidiger noch einmal passieren sollte. Und der zweimalige Ausgleich zum 2:2-Endstand kostete die gebeutelten Hamburger viel Kraft.

Ausgerechnet Reinhardt, wird Trainer Thomas Doll sich gesagt haben. Die einzige Konstante neben Neu-Stürmer Sanogo. Reinhardt hat in den letzten Wochen eine bemerkenswerte Spätkarriere hingelegt: In der Vorsaison meist noch Bankdrücker hinter der Weltklassedeckung Van Buyten/Boulahrouz, ist der 30-Jährige zum Stabilitätsgaranten in der neu formierten HSV-Verteidigung avanciert. Er machte jedes Spiel von Beginn an und verdiente sich in einer schwachen Mannschaft immerhin mindestens mittlere Noten.

Der 1,95-Meter Hüne strahlt hinten die Ruhe des Turms in der Schlacht aus und dürfte seinem Team damit manches Unentschieden gerettet haben – in der Regel übrigens mit fairen Mitteln, beim HSV nicht gerade eine Selbstverständlichkeit: In der Liga kassierte der Manndecker seit eineinhalb Jahren keine gelbe Karte. Im Nordschlager gegen Werder Bremen fasste er sich sogar ein Herz und köpfte persönlich den Ausgleichstreffer.

Intern war Reinhardt schon lange eine feste Größe, Ansprechpartner für Trainer wie junge Spieler und nicht umsonst im Spielerrat. In dieser Saison stellt er sich immer wieder der Presse, auch nach wenig gelungen Auftritten des Teams. Er analysiert schonungslos, findet aber auch motivierende Worte.

Das muss mit dem unaufgeregten Naturell des Mecklenburgers zu tun haben. In der Mannschaft nennen sie ihn „Eiche“, was nicht nur seine Physis bezeichnet, sondern auch ein Höchstmaß an Bodenständigkeit. In diesem Sinne ist er ein Bruder im Geiste von Trainer und Landsmann Doll. Man könnte meinen, der habe ihn deswegen nach Hamburg geholt. Stimmt aber nicht: „Basti“ kam 2003 aus Bielefeld, ein Jahr, bevor Doll Chef wurde. Der hat sich aber zumindest um das Bleiben von Reinhardt verdient gemacht. Auf dem Jahrmarkt der HSV-Eitelkeiten braucht er Typen wie den Mann aus Ludwigslust: Teamplayer, die sich, wie „Eiche“ es ausdrückt, auch mal „Gedanken um die ganze Mannschaft machen“. JANK