■ Basketball: Alba Berlin verliert mit schweren Beinen
Berlin (taz) – Eine Menge langer Gesichter konnten am Donnerstag abend in der Max-Schmeling- Halle bewundert werden. Dies weniger bei den Spielern von Alba Berlin, die wußten, welch harter Brocken mit dem FC Barcelona auf sie zukommt, als bei den 9.000 Zuschauern, die inzwischen so sehr an Basketballwunder gewöhnt sind, daß es kaum einer für möglich hielt, ihr Team könne tatsächlich als Verlierer vom Platz gehen.
Doch der FC Barcelona führte bei seinem 95:77-Sieg im Achtelfinale der Europaliga vor, was eine europäische Spitzenmannschaft auszeichnet. Im entscheidenden Augenblick konzentriert bis in die Fingerspitzen, dabei kaltblütig wie ein erfahrener Chirurg bei der Blinddarmoperation. Kaum eine Chance, die die Katalanen nicht nutzten, fast 90 Prozent betrug in der ersten Halbzeit ihre Trefferquote unterm Korb. „Europaligarekord“, schimpfte Alba-Coach Svetislav Pesic mit saurem Blick, denn die Unfehlbarkeit der Gäste lag natürlich auch an der permissiven Defensive der Berliner. Hinzu kam Nervosität. Dreimal knallten Alba-Spieler den Ball auf den Korbrand, als sie frei zum Dunking kamen, verpaßten leichte Korbleger und begingen Schrittfehler. Der am Ende 81prozentigen Trefferquote der Katalanen bei Zweipunktewürfen standen lediglich 43 Prozent der Berliner gegenüber.
„Wir haben Probleme in den Beinen gehabt“, sagte Pesic, „und du bist fit in den Beinen, wenn du mit dem Kopf da bist.“ Die Köpfe aber waren voller Respekt vor Barcelona mit seinen Weltstars Djordjevic und Karnisovas, und so habe man zögerlich gespielt und nicht das gezeigt, was nach Pesics Meinung die Stärke von Alba ausmache: „Risiko und Mut“.
Die sind am Dienstag beim Rückspiel in Barcelona doppelt gefragt, wenn doch noch das Entscheidungsspiel am Donnerstag in Berlin erreicht werden soll. Daß Alba auch bei absoluten Topteams gewinnen kann, hat die Mannschaft in Piräus und Mailand gezeigt. Und die 77 Punkte, die sie gegen Barcelona erzielt hat, sind in einem solch punktarmen Wettbewerb wie der Europaliga gar keine schlechte Basis. Es muß nur noch geschafft werden, den Gegner drunterzuhalten.Matti
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