Basketball US-Profiliga: Im Osten viel Neues
In der NBA machen sich nicht mehr nur die Teams aus dem Westen gegenseitig Konkurrenz. Boston und Co erleben derzeit ein Revival.
Die Drohung kam im Gehen: "Dieses Jahr werden wir sie schlagen", kündigte Byron Scott, Coach der New Orleans Hornets, noch an, als er aufstand und die Pressekonferenz der NBA Europe Live Tour 2008 in Berlin verließ. "Sie", das stand für die San Antonio Spurs, die drei Meisterschaften in den letzten fünf Jahren holten. Scotts Hornets, mit dem überragenden Guard Chris Paul, hatten die Texaner in den vergangenen Playoffs am Rande des Ausscheidens im West-Halbfinale, ihre drei Siege in der "Best of Seven"-Serie spielten sie mit durchschnittlich 20 Punkten Differenz heraus - und scheiterten letztendlich doch an der Routine und Erfahrung der Spurs.
"Ich würde zu gerne in diesem Jahr wieder ein Entscheidungsspiel gegen San Antonio haben", so der 47-Jährige kämpferisch. Kein Wunder, sieht man sich die Zielsetzung der Hornets für die heute Nacht beginnende NBA-Saison 2008/2009 an: "Wir sehen als nächsten Schritt nicht die Halbfinal-Teilnahme. Wir wollen nach den Sternen greifen und den Titel holen", erklärt Scott.
Die Konkurrenz im Westen indes ist beträchtlich. Nicht nur die Spurs, die mit Forward Tim Duncan und den Guards Tony Parker und Manu Ginobili immer zu den Topfavoriten zählen, auch andere Teams wollen auf den NBA-Thron. Die Los Angeles Lakers etwa um Kobe Bryant, den derzeit wohl weltbesten Basketballer, die letzte Saison wiederum die Spurs schlugen und ins Finale einzogen. Der frühere Einzelkämpfer Bryant hat mit den Forwards Pau Gasol und Lamar Odom sowie Center-Hoffnung Andrew Bynum endlich erstklassige Unterstützung um sich. Wäre der 21-jährige Bynum letzte Saison nicht von Verletzungen geplagt gewesen, es hätte schon dort klappen können mit dem Titel. "Wir wollen endlich oben stehen", verkündete Bryant vor der Saison.
Von den Dallas Mavericks mit dem deutschen Star Dirk Nowitzki, die 2006 noch in den Finals standen, redet dagegen kaum jemand mehr. Nach zwei Erstrundenpleiten in Folge lief nun auch die Saisonvorbereitung durchwachsen, von acht Partien konnte man nur vier gewinnen. "Wir haben noch eine Menge zu tun", stöhnte der neue Mavs-Coach Rick Carlisle nach dem letzten Vorbereitungsspiel, in dem es eine 91:114-Heimklatsche gegen Indiana gab.
Begeisterung flammt dagegen im Osten auf: Kam der Champion in sieben der letzten zehn Jahre aus dem Westen der Liga, ist der bis vor kurzem noch schlecht besetzte und schwache Osten im Aufwind - nicht erst, seitdem die Boston Celtics im Sommer die Meisterschaft holten - ihre erste seit 1986.
Wurde die Eastern Conference vor einigen Jahren noch von Stars eher gemieden und als "der andere Teil der Liga" verhöhnt, sind es nun nicht nur die Celtics, die einen ernsthaften Gegner für die jahrelange Übermacht aus dem Westen darstellen. Die Neuengländer wollen ihren Titel verteidigen und sind mit dem Star-Trio Kevin Garnett, Paul Pierce und Ray Allen das Maß aller Dinge. Garnett und Allen wechselten vor der letzten Saison übrigens aus dem Westen nach Boston. Auch den Orlando Magic gelang es 2007, einen Star an die andere Küste zu holen: Forward Rashard Lewis kam aus Seattle und verstärkte das Team um Center Dwight Howard, das in diesem Jahr einen weiteren Schritt Richtung Finale machen soll.
Die Cleveland Cavaliers mit Superstar LeBron James waren dort schon vor einem Jahr gegen San Antonio - dank eines überragenden James, dem man weitere Unterstützung zur Seite gestellt hat, um den ganz großen Coup zu ermöglichen. In diesem Sommer gelang es den talentierten Philadelphia 76ers sogar, den viel umworbenen Forward Elton Brand von den L. A. Clippers in den Osten zu lotsen - damit sind sie zum Topteam aufgestiegen. "Nach der Verpflichtung von Brand steht nur fehlende Konstanz des jungen Teams zwischen ihnen und mindestens dem Halbfinale", analysiert John Hollinger vom Sportsender ESPN.
Einen westlichen Alleingang wird es eher nicht geben. "Also, wir glauben an uns, genauso wie letztes Jahr", reagierte Celtics-Coach Doc Rivers daher auch auf eine Umfrage unter den NBA-Managern, von denen 46 Prozent den letztjährigen Finalgegner Los Angeles Lakers als Topfavoriten sehen, nicht den Titelverteidiger. So ganz hat sich die Kunde vom starken Osten also doch noch nicht herumgesprochen.
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