Bahnkonkurrent macht Pleite: Zu viele Plätze leer im Bus
Weil das Geld für Marketing fehlt, muss ein Busanbieter im Fernverkehr aufgeben. Ein Verbraucherverband hat Vorschläge, wie das Angebot attraktiver werden kann.
![](https://taz.de/picture/225219/14/buspleite27022012.jpg)
BERLIN taz | Das Potsdamer Fernbusunternehmen Autobahnexpress ist pleite. Ab März bleiben alle Busse stehen. Das Unternehmen bietet einen Linienbetrieb mit Fernbussen an und verkehrt vor allem zwischen Potsdam, Leipzig, Dresden und Göttingen.
Dem Unternehmen fiel es schwer, sich am Markt zu etablieren: Es saßen oft nur vier oder fünf Passagiere in den Bussen, obwohl das Unternehmen deutlich günstiger als die Bahn ist. Möglicher Grund: Das Unternehmen ist einfach vielen möglichen Kunden unbekannt geblieben.
Für eine Marketingkampagne habe letztlich das Geld gefehlt, sagte Autobahnexpress-Geschäftsführer Philip Cramer der taz. Auch gesetzliche Regelungen, die den Fernbusverkehr benachteiligten, sowie die geringe Bereitschaft der Bahn, mit Fernbusbetreibern zusammenzuarbeiten, hätten zum Fehlschlag geführt.
Schattendasein in Deutschland
Autobahnexpress war seit Herbst 2009 auf den Straßen unterwegs. Der Fernbusverkehr führt laut Cramer „derzeit in Deutschland ein Schattendasein“. Eine mögliche Alternative zur Marketingkampagne wäre eine Kooperation mit der Bahn bei der Fahrplanauskunft gewesen, die viele Kunden auf das teilweise schnellere und oft billigere Busangebot verwiesen hätte.
Die Bahn will aber die Konkurrenz nicht stärken und lehnt deshalb die Kooperation ab. Um dieses Problem für Firmen und Kunden zu beheben, fordert der Verbraucherverband Verkehrsclub Deutschland (VCD) eine Plattform, auf der man die Fahrten aller Busse und Bahnen nachschlagen kann. „Das Angebot muss unkomplizierter werden, damit die Leute ihr Auto stehen lassen“, sagt Heidi Tischmann vom VCD.
Laut Personenbeförderungsgesetz dürfen derzeit nur Fernbusse genehmigt werden, wenn das Angebot der Bahn „nicht befriedigend“ ist. Das Bundesverkehrsministerium hat bereits im August 2011 eine Gesetzesvorlage für eine Liberalisierung des Fernbuslinienverkehrs vorgelegt, die aber erst Ende Januar im Bundestag erstmals beraten wurde.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) erklärte dabei, der Gesetzentwurf befreie den Markt für Fernbusreisen „von seinen Fesseln“. Der Entwurf wird erst am Mittwoch im Verkehrsausschuss beraten. Für die Potsdamer Firma Autobahnexpress kommt das Gesetz in jedem Fall zu spät.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen