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BVG-Streik ILokführer fahren Busfahrern dazwischen

Verdi ist nervös: wenn am Montag auch die S-Bahnfahrer streiken, droht ein Sympathientzug der ohnehin verärgerten Fahrgäste. Doch ein Streik light im Nahverkehr würde die eigenen Mitglieder verärgern - und zur GdL treiben.

Auch am Freitag sind die Pforten bei der BVG alle dicht. Bild: AP

Der für Montag geplante Streik bei S- und Regionalbahnen manövriert die Mitarbeiter des öffentlichen Nahverkehrs in eine verfahrene Lage. "Das ist eine unglückliche Überschneidung", meint Andreas Splanemann, Sprecher der Dienstleistungsgewerkschaft verdi, bei der die Mehrzahl der streikenden BVGler organisiert ist. "Ein Streik bei der BVG würde schon ausreichen."

Bereits jetzt merke die Dienstleistungsgewerkschaft, dass die Fahrgäste sauer seien. Der stellvertretende Vorsitzende des Fahrgastverbandes IGEB, Jens Wieseke, sieht die unter den Passagieren sogar Stimmung kippen. "Wenn es am Montag zum totalen Stillstand kommt ist die Schmerzgrenze erreicht."

Auch Hans-Joachim Kernchen, der die Gewerkschaft der Lokführer (GdL) in Berlin, Brandenburg und Sachsen vertritt, ist unwohl bei dem Gedanken an einen Doppelstreik: "Das wäre die schlimmste anzunehmende Situation."

S- und Regionalbahnen gehören nicht zu den Berliner Verkehrsbetrieben sondern zur Bahn AG. Die Interessen der Triebwagenführer werden von der GdL vertreten. Die Spartengewerkschaft GdL und die Einheitsgewerkschaft Ver.di sind natürliche Gegner: "Es gibt keine freundschaftlichen Kontakte", so Splanemann. Insofern gebe es auch keine Absprachen, die Arbeitskämpfe aufeinander abzustimmen.

Jede Gewerkschaft fährt ihre eigene harte Linie. Die rund 12.000 Beschäftigten der BVG haben seit Mittwoch die Arbeit niedergelegt. Busse verkehren nur auf Notlinien, Straßenbahnen und U-Bahnen bleiben in den Depots. "Nur ein verhandlungsfähiges Angebot der Arbeitgeber kann uns bewegen, den Streik vorzeitig aufzugeben", meint Verhandlungsführer Frank Bäsler.

Verdi fordert 12 Prozent mehr Lohn für alle Beschäftigten. Erklärtes Ziel des Landes Berlin als Eigentümer ist es jedoch, die Gehälter anzugleichen, indem sie für die verhältnißmäßig kleine Gruppe der rund 1.200 Neubeschäftigten erhöht werden, während die Mehrheit der Alt-Beschäftigten keine Kontobewegungen spürt.

Am Montag wollen auch die Fahrerinnen und Fahrer der S- und Regionalbahnen ihre Fahrten canceln. Denn der Vertrag den die GdL mit Bahnchef Hartmut Mehdorn aushandelte, hat dieser bis dato nicht unterschrieben. Offiziell läuft das Ultimatum der GdL am heutigen Donnerstag aus: "Doch wenn Herr Mehdorn am Sonntag unterschreibt, dann werden wir den Streik abblasen", so die Sprecherin des GdL-Bundesvorstands, Gerda Seibert. Wenn nicht werde bundesweit gestreikt. Auch in Berlin, trotz der besonderen Situation vor Ort: "Wir finden das auch nicht prickelnd, aber wenn dann richtig", so Seibert.

Beide Arbeitgeber, weder Mehdorn noch das Land Berlin, haben bisher Signale des Entgegenkommens gesendet. Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) stichelt stattdessen, dass die Alt-BVGler mehr verdienen würden, als ihre Arbeit am Markt wert sei. Verkehrsexperten der Regierungsparteien SPD und Linke haben an beide Seiten appelliert, sich zu mäßigen. Ein unbefristeter Streik sei nicht die richtige Antwort, sagte SPD-Verkehrsfachmann Christian Gaebler.

Verdi bleibt dabei. "Wir würden doch das Gesicht verlieren, wenn wir nach nicht mal einer Woche zur Arbeit zurückkehren", sagt Splanemann. Die Mitarbeiter wären enttäuscht, würden reihenweise austreten. Und eventuell bei der GdL eintreten. Diese gründet am 28.3 eine eigene Ortsgruppe Nahverkehr in Berlin.

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