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Archiv-Artikel

BUSHS KAMPF GEGEN DEN TERROR TAUGT NICHT ALS WAHLKAMPFTHEMA Entschlossene Hilflosigkeit

Am Sonntag erklärte US-Präsident George W. Bush, er glaube nicht, dass der Krieg gegen den Terror zu gewinnen sei. Wieder einmal waren die Medienberater im Weißen Haus eiligst zugegen, um den präsidialen Quark zurechtzurücken und zu erklären, was Bush eigentlich gemeint habe. Am Dienstag korrigierte sich Bush – klar werde man gewinnen. So blöd, so wunderbar. Bush, ein Flipflopper.

Nur: Tatsächlich dürfte der Sonntags-Bush der Wahrheit näher gekommen sein als der vom Dienstag. In „Asterix und die Trabantenstadt“ versuchen die römischen Baumeister ihren Vorgesetzten durch eine Menge gefällter Bäume zu beweisen, dass die Rodungsarbeiten vorangingen – nur lassen die Gallier mit Zaubereicheln des Druiden Miraculix die Bäume jeden Tag wieder nachwachsen. Eine Lichtung entsteht so nicht, nur viel Holz. Ähnlich ist es mit dem Krieg gegen Terror.

Schon vermutet der New-York-Times-Kolumnist Roger Cohen, Bushs Sonntags-Lapsus sei bewusst eingesetzt, um intelligenten Mittelschichts-US-Amerikanern zu signalisieren, dass ihr Präsident gar nicht so dumm sei, wie er immer tue, sondern im Gegenteil recht genau wisse, wie die Lage wirklich ist. Selbst wenn das stimmen sollte, so verdeutlicht es doch ein Dilemma, das die US-amerikanische Politik noch länger beschäftigen könnte: Sichtbare Erfolge sind im Krieg gegen den Terror kaum zu erzielen, erst recht nicht, wenn er militärisch geführt wird. So etwas taugt nicht zum Wahlkampf – aber es ist Bushs Thema. So beschwört der Republikaner-Parteitag viele Stunden lang die Entschlossenheit Bushs als großen Antiterrorführers, während er selbst Hilflosigkeit eingesteht.

Allerdings: Kein US-Präsident, auch nicht der Demokrat John Kerry, könnte sich derzeit einfach einem anderen Thema zuwenden. Nicht zufällig unterscheidet sich Kerrys Programm in diesem Bereich kaum von dem des Amtsinhabers Bush. So sind die Markierungspunkte für diesen Wahlkampf gesetzt: ein untaugliches Zentralthema – und Kampagnen, die sich deshalb darauf konzentrieren, den Gegner persönlich anzugreifen. Das wird lausig. BERND PICKERT