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■ BUCHEMPFEHLUNGENWerner Pieper, Illig/Heinsohn, Brand, Duerr, Kennedy, Jankovich, Könnecke, Reps, Brockmann, Mitford, Walter, Koestler, Wilson

Ehe in den nächsten Tagen wieder alles in den Buchladen stürzt, unschlüssig vor den Regalen steht und dann verzweifelt etwas vom Bestseller-Tisch grabscht, hier einige persönliche Empfehlungen, der Übersicht halber in weihnachtsgerechte Zielgruppen unterteilt.

Für Nasenbesitzer: Werner Pieper, Ene Mene Mopel — die Nase und der Popel — Handbuch für NasenbohrerInnen. Das erste und einzige Buch über ein sanftes Tabu, das Popeln. Und darüber hinaus alles rund um den Gesichtserker: Geruchsorgien, Atmung, Bohrerfahrung, Naso- genitale Connection usw. — eine Reise zum Mittelpunkt der Nase. (Verlag Medienexperimente, 6941 Löhrbach)

Für Vor- und Frühgeschichtler: Gunnar Heinsohn/Herbert Illig, Wann lebten die Pharaonen? — Archäologische und technologische Grundlagen für eine Neuschreibung der Geschichte Ägyptens und der überigen Welt. Eine grundstürzende These — die ägyptische Hochkultur blühte nicht 3000, sondern nur 600 Jahre, die Pyramiden von Gizeh wurde im 6. Jhd. v. Chr. (und nicht zweitausend Jahre früher) gebaut — über 400 Seiten wohl belegt. (Eichborn-Verlag)

Für Medien-Menschen: Stewart Brand, Media Lab. Computer, Kommunikation und Neue Medien — die Erfindung der Zukunft am MIT. Stewart Brand, Herausgeber des „Whole Earth Catalogue“, hat im Medienlabor des „Massachussetts Institute of Technologie“ an der Schnittstelle Mensch/Maschine recherchiert, was medial auf die Welt alles zukommt. (Rowohlt)

Für Elias-Fans: Hans Peter Duerr, Intimität — Der Mythos vom Zivilisationsprozeß. Für den ersten Band — Nacktheit und Scham — hat der Autor soviel Prügel von den Elias-Fans einstecken müssen, daß man auch den zweiten nur empfehlen kann. Gegen die These, daß der soziale Wandel der Neuzeit den Triebhaushalt der Europäer domestiziert hat, zeigt Duerr, daß die Menschen im Mittelalter keineswegs weniger domestiziert waren. Und auch bei den „animalischen“ Wilden gibt es Schamschranken und Peinlichkeits-Barrieren — ihre Triebmodellierung ist nicht weniger fortgeschritten als die „zivilisierte“. (Suhrkamp Verlag)

Für Marktwirtschaftler: Margrit Kennedy, Geld ohne Zinsen und Inflation — Ein Tauschmittel, das jedem dient. Ein Buch über den grundsätzlichen Konstruktionsfehler in unserem Geldsystem, den Zins, der eine wirklich freie und soziale Marktwirtschaft verhindert und für den pathologischen Wachstumszwang und damit für die fortschreitende Zerstörung des Ökosystems Erde verantwortlich ist. (Permakultur Publikationen)

Für Materialisten: Stefan Jankovich, Ich war klinisch tot. Der Tod — mein schönstes Erlebnis. Für alle, die immer noch glauben, daß mit der Abgabe des irdischen Löffels der Fall erledigt ist, der Bericht eines ehemaligen Glaubensgenossen. Nach seinem Unfalltod mußte er zu seiner großen Überraschung feststellen, daß es eine Seele und ein Jenseits tatsächlich gibt. (4. Auflage, Drei Eichen-Verlag)

Für Kinder: Ole Könnecke, Lola und die Piraten — eine Schummlergeschichte. Kaum haben die großen Ferien angefangen wird Lolas Großvater, der beste Damespieler dieseits und jenseits des Äquators, von einem Ex-Piraten-Kapitän entführt. Und wäre verloren, gäbe es da nicht noch eine bessere Damespielerin... Ein schönes Bilderbuch für alle, die gerade Lesen (oder Dame) gelernt haben — nicht nur, weil eine kleine Dame der große Held ist. (Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg)

Für Unruhige: Paul Reps, Ohne Worte — ohne Schweigen — 101Zen-Geschichten und andere Zen-Texte aus vier Jahrtausenden. Der englische Titel — „Zen Flesh — Zen Bones“ — deutet an, um was es geht: Fleisch und Knochen des Zen — das Mark läßt sich in Worten nicht ausdrücken. (Verlag 0. W. Barth)

Für Neugieriege: John Brockman, Einstein, Frankenstein & Co. — Die Bilanz unseres naturwissenschaftlichen Weltbilds an der Schwelle zum 3. Jahrtausend. Ein guter Überblick über die Forschungsergebnisse aus Kosmologie, Physik, Biologie und Mathematik, die unser altes Weltbild radikal in Frage stellen. (Scherz-Verlag)

Für LiebhaberInnen: Nancy Mitford, Englische Liebschaften und Liebe unter kaltem Himmel. Liebe im Zeichen des Untergangs des britischen Empire — kühl, sarkastisch und komisch. (Andere Bibliothek Bd.39/Bd.69, Eichborn Verlag)

Für Rationalisten: Ed und Frances Walter, UFOs — es gibt sie. Ein solides Bauunternehmer-Ehepaar hat mehrfach Besuch von Untertassen und Außerirdischen — und eine ganze Kleinstadt (Gulf Breeze/Florida) ist Zeuge. Mit 45, schwer fälschbaren Polaroid-Fotos. (Droemer-Knaur)

Für Optimisten: Arthur Koestler, Der Mensch — Irrläufer der Evolution. Eine Anatomie menschlicher Vernunft und Unvernunft. Ein moderner Klassiker, der angesichts der fortschreitenden Selbstzerstörung des Menschen von Tag zu Tag mehr recht zu behalten scheint. (Fischer Verlag)

Für Pessimisten: Robert Anton Wilson, Der neue Prometheus — Die Evolution unserer Intelligenz. — „Wir sind alle Riesen, die von Zwergen erzogen wurden und uns deshalb angewöhnt haben, stets mit einem Buckel herumzulaufen. Dieses Buch handelt davon, wie wir uns zu voller Größe und totalem Bewußtsein erheben können.“ (Rowohlt)

FÜROPTIMISTEN,PESSIMISTEN,VOR-UNDFRÜHGESCHICHTLERUNDNASENBESITZER

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