piwik no script img

BSAG ist reformiert -betr.: Leserbrief zum taz-Artikel v. 07.03.1996 "Nett in Bus und Bahn"

Betr.: Leserbrief zum taz-Artikel v. 07.03.96 „Nett in Bus und Bahn“

Liebe taz-LeserInnen,

in dem o.g. Artikel entstand der Eindruck, das ich als stellvert. Betriebsratsvorsitzender der BSAG mich gegen die Reformschritte bei der BSAG stellte, indem ich die originären Mitbestimmungsrechte des Betriebsrates aus Machtgelüsten heraus voll ausschöpfe.

Genau das ist aber nicht meine Position! Die Fachtagung hat gezeigt, daß die BSAG sehr weit im Reformprozeß fortgeschritten ist. Dies dürfte wohl kaum mit einem strukturkonservativen Betriebsrat möglich gewesen sein. Wohl wahr ist, daß Betriebsräte sich ebenfalls auf neue Pfade begeben müssen, wenn sie ihre Arbeit als Interessenvertreter und nicht als Machtbewahrung verstehen. Diesen neuen Weg einzuschlagen ist für Betriebsräte nicht mit einem Schritt getan. Vielmehr ist dies ein Prozeß, wie übrigens auch jede Reformbemühung in Unternehmen.

Insofern sind „originäre Mitbestimmungsrechte“ von Betriebsräten, und dies sind u.a. Fragen der Arbeitszeitgestaltung, Schritt für Schritt im Interesse aller Beschäftigten anzugehen. Ein Ansatz ist z.B. noch mehr als heute gemeinsam mit dem KollegInnen vor Ort den Mitbestimmungprozeß basisorientiert anzugehen. Ziel muß sein, Eigenkompetenz und –verantwortung durch Gruppenarbeit in allen Fragen zu steigern, wobei folgende Frage zu stellen ist:

Wer soll denn die Rechte der ArbeiterInnen institutionell einklagen und das soziale Niveau der ArbeiterInnen sichern ?

Ein wichtiger Teil dafür ist das Betriebsverfassungsgesetz mit dem Instrument Betriebsrat – als Interessenvertretung für die Beschäftigten. Als nichts anderes verstehe ich meine Arbeit als Betriebsrat. Die Fachtagung hat übrigens verdeutlicht, daß Reformen nur mit den Beschäftigten und Betriebsräten gemeinsam, und nicht gegen sie funktionieren können.

Man sieht, ein herausgegriffenes Zitat aus einem Gespräch greift vielleicht doch ein bißchen kurz. Tschau, Michael Hünig

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen