: BRD-Diplomat in Israel: DDR bankrott
■ Israel sollte, so Botschafter Haas, von der DDR keine Wiedergutmachungszahlungen erwarten
Tel Aviv (dpa) - Der bundesdeutsche Botschafter in Israel hat der israelischen Regierung nahegelegt, mit der DDR kein Abkommen über Wiedergutmachung zu unterzeichnen, „weil die DDR bankrott ist“. Stattdessen solle Jerusalem mit Verhandlungen über Wiedergutmachung warten, bis Deutschland vereinigt sei. Ein Sprecher des Außenministeriums in Jerusalem erklärte dazu am Donnerstag, man wolle die Verhandlungen mit Ost-Berlin prinzipiell fortsetzen. Ein neuer Termin sei „jedoch noch nicht angesetzt“.
Botschafter Wilhelm Haas, der in Kürze seinen Posten verläßt, sagte im israelischen Rundfunk: „Die DDR kann eigentlich keinen Scheck mehr unterschreiben, den sie dann nicht bezahlen kann.“ Wenn Ost-Berlin „heute einen Scheck unterschreibt, müßten die Mittel von einem gesamtdeutschen Parlament bewilligt werden“.
Aus diesem Grund empfehle er der Regierung in Jerusalem, die Angelegenheit von Wiedergutmachung durch die DDR „mit einem vereinten Deutschland“ zu diskutieren. Haas befürwortete aber, daß Ost-Berlin noch vor dem Zusammenschluß diplomatische Beziehungen mit Jerusalem aufnehme. Es sei „eine Frage der politischen Hygiene“, daß die DDR mit ihrer Vergangenheit breche, erklärte Botschafter Haas.
Zwischen der DDR und Israel gab es seit Februar insgesamt drei Verhandlungsrunden über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und die von Israel geforderten Wiedergutmachungzahlungen für die Verbrechen der Nazis gegen die Juden.
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