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Archiv-Artikel

BOULEVARD DER BESTEN: SUNNY RIEDEL Mit der halben Welt verständig

Wenn Sie zum Telefon greift, um in Brasilien anzurufen, um zu recherchieren und Einschätzungen zu sichern, geht ein kleines Raunen durch die Redaktion. Sunny Riedels Portugiesisch ist nicht nur makellos, es hat auch, man muss es einfach so nennen, äußerst sinnlichen Klang. Als taz-WM-Redakteurin sind ihre Sprachfähigkeiten stark gefragt, kein Tag vergeht ohne Ferngespräche mit Rio, São Paulo oder Manaus.

Ursprünglich wollte sie im Hörfunk arbeiten. Sie wäre als Modulatorin von sprachlicher Schönheit perfekt für den Job hinter dem Mikrofon. „Sie kann sich gefühlt mit der halben Welt verständigen“, sagt ihr taz-Kollege Gereon Asmuth anerkennend. Jedenfalls wenn auf der Welt Spanisch, Englisch, Portugiesisch, Bayerisch, Hochdeutsch, Serbokroatisch oder Italienisch gesprochen wird.

Helfen die Wörter nicht mehr weiter, weiß Sunny Riedel mit ihrer jede Schroffheit verscheuchenden Freundlichkeit und Offenheit zu überzeugen. 1981 geboren, wuchs sie im Münchner Vorort Gräfelfing und in New York City auf. Das journalistische Handwerk lernte sie an der Deutschen Journalistenschule ihrer Heimatstadt München.

Der Weg zur taz war eher Zufall. Die konservativen, altbackenen Radiomacher des Bayrischen Rundfunks reagierten auf die eloquente junge Kollegin abweisend, und beim Berliner rbb war mal wieder kein Geld vorhanden. Bei der taz, immerhin, suchte man nach Aushilfen. Sunny Riedel kam, blieb und prägt heute die aktuellen, vornehmlich politischen Schwerpunktseiten der taz mit.

Man möchte sie in der taz nicht mehr missen. So sehr man sich auch wünscht, ihre Stimme aus dem Radio zu hören – am liebsten auf Portugiesisch.

MANU SCHUBERT