BERNHARD WITTHAUT, NEUER POLIZEIGEWERKSCHAFTS-CHEF : Der Positionierer
■ 55, ging nach dem Abitur zur Polizei. Er ist SPD-Mitglied und wohnt in Georgsmarienhütte bei Osnabrück.Foto: dpa
Kaum war Bernhard Witthaut, bisher nur Chef des Landesbezirks Niedersachsen, zum neuen Bundesvorsitzenden der Polizeigewerkschaft GdP gewählt worden, keilte er los: „Wir brauchen keine Feldjäger vorm Reichstag“, sagte er beim Bundeskongress seiner Gewerkschaft in Berlin. Das ging gegen die Inlandseinsätze der Bundeswehr, die der Bund Deutscher Kriminalbeamter gefordert hatte.
Witthauts Gewerkschaft der Polizei ist mit 170.000 Mitgliedern sehr viel größer als der Bund Deutscher Kriminalbeamter (13.000 Mitglieder). Insofern hat seine Stimme Gewicht, auch wenn sie nicht die einzige ist: So gibt es auch noch die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG), die selbst angibt, 80.000 Mitglieder zu haben. Die Deutsche Polizeigewerkschaft ist dem Deutschen Beamtenbund angeschlossen, die Gewerkschaft der Polizei dem DGB.
Polizist und Gewerkschafter in einem zu sein ist sicher nicht immer leicht, aber wenn es einer hinkriegt, dann Witthaut. „Ich will es mal ganz drastisch formulieren: Sie gehen zum Teil wirklich auf dem Zahnfleisch“, solche Sätze über die Stimmungslage bei der Polizei sagt er gern und oft. Seine Leute seien „am Limit“, kämen „nicht mehr aus ihren Einsatzanzügen raus“.
Die anderen sagen solche Sätze freilich auch, darum muss sich Witthaut, will er gehört werden, politisch positionieren. Der Satz mit den Einsatzanzügen heißt bei ihm in voller Länge: „Ob in Stuttgart oder heute im Wendland, meine Kolleginnen und Kollegen kommen wegen politischer Fehlentscheidungen nicht mehr aus ihren Einsatzanzügen.“ In einem Satz Stuttgart 21 und die Atompolitik abgewatscht!
Seit 16 Jahren ist Polizeihauptkommissar Witthaut vom Dienst freigestellt, als „Stellvertretender Vorsitzender Polizeihauptpersonalrat“ hat er sogar ein Büro im Innenministerium. Das passt, denn im Zweifelsfall siegt in Witthaut dann doch der Polizeibeamte: So forderte er, nachdem bei einer Demo in Berlin Polizisten verletzt worden waren, man müsse „gegen gewaltbereiten Linksextremismus ebenso breite Bündnisse schließen, wie das gegen die rechte Szene der Fall ist“. WIE