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Archiv-Artikel

BERNHARD CLASEN ÜBER DIE ESKALIERENDE SITUATION IN DER UKRAINE Ausweitung der Kampfzone

Mit den zwölf Zivilisten von Wolnowacha, die in einem Bus zwischen Donezk und Mariupol in der Ostukraine getötet wurden, dürfte die Befürchtung, der Waffenstillstand von Minsk könnte nur Makulatur sein, endgültig zur Gewissheit geworden sein. Der Anschlag, 40 Kilometer von der Front entfernt, zeigt, dass es sich erübrigt hat, zu glauben, diesseits der Front sei man in Sicherheit. Der Krieg lässt sich nicht mehr auf das Gebiet jenseits der Front beschränken.

Angesichts der Eskalation ist die Absage der in Astana geplanten Friedensgespräche besonders tragisch. Friedensgespräche werden vor allem in Zeiten des Krieges gebraucht. Sie müssen alle Fraktionen einbeziehen, die in den Konflikt verwickelt sind, auch Separatisten. Wer Friedensgespräche verweigert, weil geschossen wird und Vereinbarungen nicht eingehalten werden, handelt wie ein Arzt, der einen Patienten nicht behandelt, weil dieser krank ist.

Die wirklichen Gründe der Absage der Friedensgespräche durch Deutschland, Frankreich und die Konfliktparteien Ukraine und Russland werden wir wohl nie erfahren. Offensichtlich gibt es Kräfte, die an einem Frieden nicht interessiert sind. Es ist ja auch praktisch, einen Feind zu haben, dem man die Schuld für das eigene Versagen in die Schuhe schieben kann. Kiews Regierung kann die eigene Bevölkerung, die wütend über die jüngsten Sparmaßnahmen und Kürzungen im Sozialbereich ist, nur mit patriotischen Parolen von neuen Demonstrationen abhalten. Und auch in den aufständischen Gebieten steht Frieden nicht an erster Stelle. Deren Führung kann die Bevölkerung nicht vor Hunger und Kälte schützen. Gleichzeitig geht sie gnadenlos gegen die vor, die nicht nur von Kiew, sondern auch von Moskau unabhängig sein wollen. Und solange geschossen wird, wird sie niemand aufhalten.

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