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Archiv-Artikel

BERLIN - VON KENNERN FÜR KENNER Wo beende ich meine Beziehung lecker?

Die Gastro-Ratgeber für besondere Fälle: Wo man hingehen kann, wenn die Eltern nach dem Outing kommen, die Jugendfreunde, oder wenn man eine Liebe klarzumachen hat

Für die Liebes-Anbahnung.

Man sollte ein schwarzes T-Shirt anziehen. Eines, das Schweißflecken kaschiert, eines, das schlank macht, eines mit dem Logo einer Band, die man gut findet. Und eine Jeans, an der man sich die Hände abwischen kann, ohne dass Essensreste hängenbleiben. So gekleidet sollte man in die La Focacceria in der Fehrbelliner Straße gehen, wenn man sich mit einem Schwarm zum Essen trifft. Das schwarze T-Shirt braucht man, weil es in dem kleinen Lokal mit Bierbänken und Hochstehtischen brutal heiß werden kann. Die Dreck abweisende Jeans, weil das Essen, die Focacce, mit der Hand einzunehmen ist. Und das ist insofern eine Drecksangelegenheit, als dass die Stücke mit allerlei Gemüse, Fleisch und einer nicht kleinen Menge Öl belegt werden. Weil ja die Preise künstler- und bohèmeverträglich sein müssen (3 Stück Focacce für 3,95 Euro), verzichtet die Focacceria auf saugfähige Servietten. Deswegen die Jeans. Braucht man nur noch einen Schwarm. DOS

LA FOCACCERIA, Fehrbelliner Straße 24, 10119 Berlin-Mitte, tägl. 11–23 Uhr, Tel. 44 03 27 71, U-Bahn Rosenthaler Platz

Für das letzte Beziehunggespräch.

Hinter dem Tresen eine Deutschlandfahne, am Tresen Deutschlandfans, im Kopf der Fans: Deutschland, einig Hartz-IV-Land. Gemeine Unterstellungen sind das, aber wenn man sich in die Niederung „Eckkneipe“ begibt, wird das eigene Problem so marginal, dass man sogar aus einem hässlichen Trennungsstreit gestärkt herausgehen kann.

Besonderer Tipp: „Zur Kohlengrube“ in der Winsstraße. Gegenüber des Hauses der Ex, mit direktem Blick auf ihren Balkon. Und Schrippen mit ranzigem Käse und glänzender Salami gibt es auch. Lecker. DOS

ZUR KOHLENGRUBE, Winsstraße, Prenzlauer Berg, U-Bahn Senefelder Platz

Wenn Jugendfreunde kommen, die denken, man sei jetzt ein Großstadtarsch.

Wie macht man aus einem scheubeklappten Niederbayern einen weltoffenen Kosmoproleten? Man schickt ihn auf Streifzug durch die Küche Berlins. Auf dem Weg vom Dönerstand bis rauf zur tibetischen Cuisine lernt er, dass Schweinebraten und Weißwürstl eben nicht alles ist, was auf den Teller kommt. Problem: der Niederbayer hat Freunde in Niederbayern. Kommen die zu Besuch, will man sie teilhaben lassen an der eigenen Entwicklung. Also geht man zum Thai. Thai? „Ja, saulecker, voll günstig.“ Gut dafür, auch gerade wegen des wunderbar bescheuerten Namens: der Bangkok Treffpunkt in der Prenzlauer Allee. Sogar Arabella Kiesbauer wurde dort schon gesichtet. Und dass sollte die Niederbayern nun wirklich überzeugen. DOS

BANGKOK TREFFPUNKT, Prenzlauer Allee 46, tägl. 12–23 Uhr, Tel. 4 43 94 05

Wenn man demonstrieren will, dass man tatsächlich urbane Gastro-Elite geworden ist.

Restaurant Zander in der Kollwitzstraße. Gediegen und teuer und extrem lecker. KG

ZANDER, Kollwitzstraße 50, 10405 Berlin, Tel. 44 05 76 78, U-Bahn Senefelder Platz

Wenn die Eltern zum ersten Besuch nach dem „Coming-out“ nach Berlin kommen …

Dann geht man am besten mit ihnen zum Bratwürste essen in die „Thüringer Stuben“. Die Einrichtung entspricht – von gelegentlich schrill-ironischen Ausrutschern à la röhrender Hirsch – im Wesentlichen dem Standard südwestdeutscher, gutbürgerlicher Gasthäuser. Das Essen ist schwer & deftig, das gereichte Schwarzbier beruhigt und vermittelt zugleich das Gefühl, dass im Osten doch nicht alles so schlimm ist wie angenommen. Der hintersinnige Clou: Der Laden befindet sich sowohl auf der Besitzer- als auch auf der Gästeseite voll in schwuler Hand. MRE

THÜRINGER STUBEN, Stargarder Straße 28, Tel. 4 46 33 39

Wenn man mit maulfaulen Leuten ausgeht.

Dann bietet sich die „Dinnershow“ im Madi-Zelt der Sinne an. Das Zelt steht in der Szenediaspora in Reinickendorf. Das Essen orientalischer Standard, das Ambiente entspannend, die Showeinlagen und die Musik sind genau die Ablenkung, die man braucht, um sich nicht unterhalten zu müssen. WS

MADI-ZELT, Bernauer Str./Seidelstraße, U-Bahn Holzhauser Straße, www.madi-zeltdersinne.de

Vorsicht! Die Tipps sind subjektiv.