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Archiv-Artikel

BENNO SCHIRRMEISTER UNVERBREMT Ein wenig Wildsau-Nostalgie

Manchen ist der amtierende Senat zu blass. Und es stimmt ja – in der großen Koalition, das waren noch Zeiten! Diese schillernden Figuren! Erinnern Sie sich? Zum Beispiel an den christdemokratischen Innensenator Ralph Hubertus Borttscheller? Der macht gerade wieder von sich reden: Er ist nämlich pleite.

Ja, dieser Borttscheller, das war noch einer: Ein Jahr nachdem er Innensenator geworden war, tauchte auch schon die Freie Hansestadt Bremen im Jahresbericht von amnesty international auf – wegen systematischer Folter. Später ließ er dann rekordverdächtige 204 Demonstrierende inhaftieren – ohne Anlass, wie die Gerichte befanden. Wie ungerecht: Fast alle Eingeknasteten hatten doch gefärbte Haare! Andere Delikte bezeichnete der Ordnungspolitiker hingegen als „peanuts“ – Serienvergewaltigungen beispielsweise.

Einige nannten ihn seines Gebarens halber „Rambo“. Andere, wie der damalige Chef der SPD-Fraktion Christian Weber, schimpften ihn „die schwarze Wildsau“ – ohne freilich auf die Idee zu kommen, dass, wer mit Schweinen schmust, schnell selber stinkt: Borttscheller, von Präsident Henning Scherf stets gedeckt, personifizierte den moralischen Bankrott der großen Koalition. Was nicht besser dadurch wurde, dass er sich zeitgleich in dubiosen Immobilienunternehmen engagierte und als Eigner der NF-Bank dillettierte. Zusammen mit Finanzsenator Ulrich Nölle ( auch CDU).

Am 19. März eröffnete das Amtsgericht auch gegen Borttscheller ein Insolvenz-Verfahren. Was lernen wir daraus? Drei Dinge. Erstens: Ein blasser Senat ist nicht das Schlimmste, was Bremen passieren kann. Zweitens: Nicht jeder, der nicht mit Geld umgehen kann, ist deshalb gleich ein guter Mensch. Und: Manchmal erwischt es eben doch noch die Richtigen.