BEIM BOWLING : Profis und Kinder
Sieben Freunde hat der Sohn zu seinem Geburtstag eingeladen. E. hat seine Hilfe angeboten, ich nahm sie an. In einer langen, lärmenden Schlange fahren wir mit den Fahrrädern zu Huxleys Neuer Welt und laufen die Stufen zu der Bowling-Anlage hoch. Auf Monitoren, die über den Bahnen hängen, kann man die Spielernamen eingeben, dahinter erscheint die jeweilige Punktezahl.
Ehe ich begreife, was zu tun ist, haben die Jungs bereits beide Monitore aktiviert, dann tippt einer nach dem anderen seinen Namen ein. Zwei Mannschaften werden gegründet. Zwei Kinderbahnen sind reserviert. Die Bahnen sind seitlich begrenzt, sodass keine Kugel ins Aus rollen kann. Alle Kugeln kommen am Ende der Bahn an, nur selten trifft eine nichts. Nach jedem gelungenen Wurf wird sich abgeklatscht, umarmt. Hängt eine der Mannschaften hinterher, bilden E. und ich den Fanblock und brüllen: „Hau die um!“
Zwei kleine stämmige Männer belegen neben uns eine Bahn. Sie haben ihre eigenen Kugeln mitgebracht, die sie aus speziellen Kugeltaschen holen. Bevor sie den ersten Wurf machen, polieren sie die Kugeln mit einem Kugeltuch. Beide tragen Jeans und dunkelblaue Poloshirts und haben Gesichter, die aussehen, als würden sie nach ein oder zwei Stunden Bowling Fleisch mit Fleisch essen und danach eine Kneipe leertrinken. Vielleicht hat der eine auch den kompletten Proust gelesen, vielleicht erforscht der andere Nervenkrankheiten. Profis sind sie. Alle Neune bei jedem dritten Wurf. Es ist normal, sie freuen sich nicht mal. Eine der beiden Seitenbegrenzungen hat sich gesenkt, und E. zieht sie mit zwei Fingern wieder hoch, wobei er sich den Zeigefinger quetscht. Das Blut tropft auf den Boden der Bahn. Die Kinder versammeln sich um E. und einer fragt, ob E. ein Pflaster braucht. „Hey“, ruft uns einer der beiden Männer zu und wirft sein Kugeltuch herüber: „Wegmachen!“ BJÖRN KUHLIGK