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Archiv-Artikel

BECKSTEIN WILL „KILLERSPIELE“ VERBIETEN. AUFKLÄRUNG BRINGT ABER MEHR Eltern sind die besseren Polizisten

Bayern will die „Herstellung und Verbreitung von Killerspielen“ verbieten – den Daddel-Delinquenten sollen künftig Geldstrafen oder gar ein Jahr Haft drohen. So setzt sich Günther Beckstein mal wieder als Supercop der Politik in Szene. Dabei ist sein Vorstoß bislang nur eine „Diskussionsgrundlage“, die noch mit anderen Ländern und dem Bund abgestimmt werden soll. Das kann dauern, und auf die genaue Formulierung einer endgültigen Gesetzesinitiative darf man gespannt sein.

Der Ruf nach Verboten wird reflexhaft laut, wenn sich mal wieder irgendwo ein Amoklauf ereignet hat. Natürlich, der 18-jährige Sebastian B. aus Emsdetten hat seine Tat in einer Computerspiel-Simulation durchgespielt und seine Mordfantasien in Internetforen ausgebreitet. Aber waren es wirklich Ego-Shooter-Spiele wie „Counterstrike“, die ihn zum Amoklauf motiviert haben? Wer das glaubt, der glaubt auch, dass man durch „Tatort“-Gucken zum Mörder wird.

Die Debatte um die Wirkung so genannter Killerspiele weist eine seltsame Schräglage auf. Denn niemand fordert heute etwa noch ein Verbot von Hardcore-Pornografie, selbst wenn mal wieder ein besonders scheußliches Sexualverbrechen für Schlagzeilen sorgt. Und wissenschaftlich ist ein direkter Zusammenhang von Medienkonsum und Gewalt ohnehin nicht belegt.

Doch Häme über all die hilflosen Verbotsdebatten ist nicht angebracht. Es fällt schließlich schwer, sich mit monströsen Verbrechen wie Schulmassakern einfach abzufinden. Eine libertäre Laisser-faire-Haltung greift zu kurz. Denn wenn sich potenzielle Amokläufer im Internet tummeln, dann kann es durchaus von Nutzen sein, wenn auch die Polizei gelegentlich im Netz auf Streife geht. Sinnvoller ist allerdings die Aufklärungskampagne der Polizei, die gestern der Öffentlichkeit vorgestellt wurde – übrigens auch von Beckstein. Mit ihr sollen Eltern und Lehrer informiert werden, welche Gefahren Kindern im Internet und an der Spielkonsole drohen. Denn wer kann letztlich besser zur Früherkennung von möglichen Amokläufern beitragen als ihre unmittelbaren Bezugspersonen? DANIEL BAX