BEATE WILLMS ÜBER DIE STRATEGIE DER DEUTSCHEN BANK : Ehrlich wäre anders
Die Chance ist vertan, freiwillig wird die Führungsspitze der Deutschen Bank keine Lehren aus der Finanzkrise ziehen. Sie will das Institut zwar ein bisschen schrumpfen lassen, aber weiter alles anbieten – vom Handel mit Hedgefonds in den USA bis zum Girokonto in Buxtehude.
Dass sie dabei die Postbank mit 14 Millionen Sparern loswerden will und so das Privatkundengeschäft am extremsten zusammenstreicht, zeigt, wo ihr Herz schlägt: im Investmentbanking. Man ist verliebt in die Idee, den US-Banken Goldman Sachs und Morgan Stanley von Europa aus Paroli zu bieten.
Ehrlich und fair wäre es da gewesen, diese Vision radikal zu Ende zu führen – darüber nachgedacht haben die Vorstände: keine Bankfilialen mehr, nur noch Investmentbanker, die sich um neue Finanzprodukte, Börsengänge und Fusionen kümmern, und ein paar Berater, die die Vermögen der Superreichen betreuen.
Die Sparkassen und die Volksbanken hätten dann in ihrem Bereich einen Konkurrenten verloren, die Bankenlandschaft in Deutschland käme aber im Gegenzug bei der Konsolidierung voran.
Eine echte Alternative machen andere große europäische Banken gerade vor: Die Institute UBS, Barclays und die Royal Bank of Scotland steigen umgekehrt aus dem Kapitalmarktgeschäft aus und konzentrieren sich auf das klassische Bankgeschäft mit den Sparkonten und Krediten für Unternehmen.
Dass das für die Strategen in der Chefetage der Deutschen Bank nie eine Option war, liegt auch daran, dass es der Politik bis heute nicht gelungen ist, die Zockermöglichkeiten für Investmentbanker so zu regulieren, dass sie keine zu große Versuchung mehr darstellen.
Und wer hat da lobbyiert? Die Deutsche Bank.
Wirtschaft + Umwelt SEITE 8