Automobilindustrie im Aufwind: Chinesen kaufen deutsche Limousinen

Der Export machts: Deutsche Autohersteller konnten ihren Umsatz in China und den USA um 44 Prozent steigern. Zulieferer dagegen sind finanziell angeschlagen.

Im europäischen Ausland gefragter als in der Heimat: Limousinen des Autobauers BMW. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Realität ist besser als die trüben Erwartungen: Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind mit 2,16 Millionen Fahrzeugen 44 Prozent mehr Autos aus Deutschland exportiert worden als im gleichen Zeitraum 2009, teilte der Verband der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Freitag mit. Die Produktion im Inland wurde um 23 Prozent gesteigert.

"Das Auslandsgeschäft ist derzeit der Motor dieser Industrie. Nach der Krise geht es nun wieder bergauf", sagte Matthias Wissmann, Präsident des VDA. Vor allem in China zieht die Nachfrage an, auch nach Oberklasse-Modellen deutscher Marken. Die starken Exportzuwächse müssen jedoch vor dem Hintergrund der Vergleichsbasis, also der sehr schwachen Vorjahresmonate, gesehen werden. Für das Gesamtjahr 2010 erwartet der VDA einen Exportzuwachs von 20 Prozent auf 4,15 Millionen Pkws. Im Rekordjahr 2007 wurden mit 4,3 Millionen Pkws nur wenig mehr Fahrzeuge exportiert.

Neben China, wo der Pkw-Markt um mehr als die Hälfte zulegte, stieg auch in Indien, Japan, Russland und in den USA die Zahl der Neuzulassungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Hingegen ist der Markt in Westeuropa seit zwei Monaten rückläufig. Für das Gesamtjahr 2010 wird in dieser Region ein Rückgang um 8 Prozent erwartet. In Deutschland wurden im ersten Halbjahr 1,47 Millionen Pkws neu zugelassen, das ist ein Rückgang um 29 Prozent. Im Vorjahr war die Zahl wegen der Abwrackprämie, die bis September 2009 im Rahmen des Konjunkturpakets den Kauf von Neuwagen förderte, sehr hoch.

Auch bei der Reduzierung der CO2-Emissionen sieht der VDA bei seinen Mitgliedern große Fortschritte: "Heute haben unsere Hersteller fünf Mal mehr Pkw-Modelle mit einem Ausstoß unter 130 Gramm pro Kilometer als noch 2007", sagte Wissmann. Anders sieht das der verkehrspolitische Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland, Gert Lottsiepen: "Die deutsche Autoindustrie bleibt weit hinter ihren Selbstverpflichtungen von 140 Gramm pro Kilometer zurück. Sie feiert sich jetzt, dass sie nach jahrelangem Versagen endlich in die Spur kommt."

Auf Auslastung und Beschäftigung wirke sich die Erholung der Exportmärkte positiv aus, sagte Wissmann. Weniger gut geht es hingegen den Zulieferbetrieben: Eine Studie der Unternehmensberatung AlixPartners ergab Mitte Juni, dass 54 Prozent dieser Firmen finanziell schwer angeschlagen sind.

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