Auszeichnung : Elite wird hofiert
Das Ausländerbüro der Stadt Bochum kann sich brüsten: Es ist von der Alexander-von-Humboldt-Stiftung und vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft zur freundlichsten Ausländerbehörde ausgezeichnet worden. Leider ist die Bewertung nicht wirklich repräsentativ: Nur die ausländischen Studierenden, die Vorzeige-Ausländer, wurden befragt. Die machen gerade einmal sieben Prozent der ausländischen Bevölkerung in Bochum aus.
Kommentar von Natalie Wiesmann
Aber genau um deren Gunst wirbt unser Land: Als Studienstandort für ausländische Studierende steht Deutschland im europäischen Vergleich ziemlich schlecht da, die bürokratischen Auflagen sind hoch. Man erinnere sich auch an die heiße Diskussion um die Werbung von ausländischen Computerexperten vor einigen Jahren. Die Regierung war für und die CDU-Opposition gegen den Import von Computerexperten. Bei der gesamten „Kinder statt Inder“-Diskussion hatte man eines nicht bedacht: Durch die erschwerten Aufenthaltsbedingungen fanden die Inder Deutschland als Einwanderungsland unattraktiv.
Es wäre an der Zeit, auch einmal die gesamte nichtdeutsche Bevölkerung nach der Freundlichkeit ihrer Behörde zu befragen. Nicht nur um die Aussagekraft zu erhöhen: Wenn Gesetze immer zu Ungunsten Asylbewerber ausgelegt werden und in Deutschland aufgewachsene Kinder in ihre „Heimat“ abgeschoben werden, hilft auf Dauer kein hübsch gestaltetes Wartezimmer.