Auszeichnung: Lachen als Erfolgsrezept
Bouba Kaba kam als 15-Jähriger nach Berlin. Er kannte niemanden und sprach kein Deutsch. Trotzdem kümmerte er sich um andere Flüchtlinge. Dafür wird er nun geehrt.
Wenn Bouba Kaba lacht, blitzen seine strahlend weißen Zähne. Und der 20-Jährige - Dreadlocks, weißes T-Shirt, Turnschuhe - lacht viel. Vielleicht ist das sein Erfolgsgeheimnis. Bouba Kaba stammt aus Guinea. Mit 15 kam er nach Deutschland, als Flüchtling, ohne ein Wort zu können, ohne Verwandte und Freunde hier zu haben. Fünf Jahre später hat er einen Preis bekommen, weil er sich besonders für den interkulturellen Dialog eingesetzt hat.
Der mit 500 Euro dotierte Interdialog-Preis, der vom Antirassistisch-Interkulturellen Informationszentrum Berlin in der vergangenen Woche an Bouba Kaba verliehen wurde, trägt das Motto: "Miteinander reden, voneinander erfahren, gemeinsam handeln". Das passt zu Kaba. Er ist um Austausch bemüht und sehr beliebt. Viele seiner Freunde haben ihn zur Preisverleihung begleitet, sie jubeln und feiern ihn, als er die Auszeichnung erhält. Ihm steht die Überraschung ins Gesicht geschrieben. "Das, was ich mache, ist doch gar nicht so besonders", sagt er später.
Bouba Kaba floh vor den bürgerkriegsähnlichen Zuständen in dem westafrikanischen Guinea nach Berlin. Sein Blick wird ernst, wenn er über seine Heimat spricht. "Die Diktatur ist so krass da", erinnert er sich. "Wenn ich mit der Situation in meinem Land nicht zufrieden bin, dann sage ich das doch und gehe demonstrieren." Doch in Guinea schießt das Militär wahllos auf Demonstranten, die sich gegen das Regime aussprechen. Damit Bouba Kaba nicht eines Tages dessen Opfer wird, hat sein Vater ihm die Flucht nach Deutschland ermöglicht.
Der 15-Jährige kommt in ein Flüchtlingsheim. Ihm fällt es nicht schwer, auf andere Leute zuzugehen. Er spricht Französisch und freundet sich schnell mit anderen Jugendlichen an. Dank Förderunterricht lernt er Deutsch, schließlich schafft er den Sprung auf die Hauptschule. "Ich bin nicht gerne alleine und will immer was zu tun haben", sagt Bouba Kaba und lächelt.
Seine Leidenschaft ist das Tanzen. In der "Lis:sanga Dance Company", einer Tanz- und Theaterschule für Asylbewerber und Jugendliche im "Haus der Kulturen der Welt" mit unterschiedlichen sozialen Hintergründen, lernt er im Jahr 2006 weitere Flüchtlinge aus seinem Heimatland kennen. Viele von ihnen haben dasselbe Schicksal, aber nicht so schnell Anschluss gefunden wie Bouba Kaba. Seine Lösung: Er gründet eine Selbsthilfegruppe, die sich alle zwei Wochen trifft. Dafür wurde er nun ausgezeichnet.
Bouba Kaba hat sich in Berlin eingelebt. Er ist mit seiner Freundin zusammengezogen, macht eine Ausbildung zum Anlagemechaniker. Die 500 Euro Preisgeld könne er trotzdem gut gebrauchen. "Vom Azubigehalt bleibt fast nie was über", sagt er. Doch obwohl er geradezu vorbildlich integriert ist, hat er immer noch keinen deutschen Pass erhalten. Jedes halbe Jahr muss Bouba Kaba zur Ausländerbehörde und seine Duldung verlängern lassen. Jedes Mal hofft er, dass er eine Aufenthaltsgenehmigung bekommt. Aber er muss genauso damit rechnen, dass er schnell abgeschoben werden könnte.
Das macht ihm Angst. Darum denkt der ruhige junge Mann auch nicht so gerne an die Zukunft. "Ich lebe hier und jetzt und bin glücklich - das genieße ich", sagt er. Ob er seine Eltern vermisse und besuchen wolle? "Ja, aber im Moment fehlt mir dafür einfach die Zeit und das Geld." Bis es so weit ist, hält er den Kontakt per Telefon und E-Mail. Und er engagiert er sich weiter in seinen Gruppen.
Seine Freunde sind zu seiner zweiten Familie geworden. Sie helfen ihm, nicht den Mut zu verlieren und viel zu lachen.
BOUBA KABA
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!