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Auswanderung aus der TürkeiNeue Akzente auf Migrations-Konferenz

Bei einer Veranstaltung in Ankara zu 50 Jahren türkische Auswanderung kommen vor allem Vertreter der jüngeren Generation zu positiven Bewertungen.

Als Türkin in Deutschland lebt man zwischen zwei Welten. Bild: ap

ANKARA taz | "Ich halte die Integration der türkischen Einwanderer in Deutschland in der breiten Masse für gelungen. Sicher gibt es noch Probleme, aber indem man nur auf die Probleme schaut, übersieht man den eigentlichen Erfolg."

Ali Aslan, Mitarbeiter im Bundesinnenministerium und an der Organisation der Islamkonferenz beteiligt, wollte, wie er später sagte, einen Kontrapunkt setzen. "Es bringt nichts, immer nur auf den Deutschen herumzuhacken."

Das hatten andere zuvor am Freitag und Samstag in Ankara schon reichlich besorgt. Auf einer von der Hacettepe-Universität und dem Staatsministerium für Türken im Ausland organisierten Großkonferenz unter dem Stichwort "50 Jahre türkische Auswanderung - eine Bilanz" gab es genug Gelegenheit zu klagen: über die hohe Arbeitslosigkeit unter den Migranten in Europa, die hohe Zahl Jugendlicher ohne Ausbildung und die Diskriminierung von Türken.

Doch daneben gab es auch neue Akzente, die vor allem junge Frauen setzten. So wehrte sich Alev Korun, eine Grünen-Politikerin aus Wien gegen die permanente Debatte der "Entweder-oder-Identitäten". Man solle aufhören, die Defizitdebatte "Weder Deutsche noch Türken" zu führen und stattdessen erkennen, dass Menschen mit Migrationshintergrund nicht weniger, sondern mehr haben. "Zwei Sprachen und eine doppelte kulturelle Kompetenz, alles Eigenschaften, die in Zeiten der Globalisierung immer wichtiger werden."

Auch Fatma Pehlivan, die in Belgien für die Sozialisten Mitglied im Senat war, ist es leid, frühere Versäumnisse zu beklagen. "Wir müssen nach vorn schauen und unsere Potenziale ausschöpfen. In den europäischen Ländern ist nach Jahrzehnten akzeptiert worden, dass Einwanderung stattgefunden hat und noch stattfindet. Damit verändert sich die gesamte Situation."

Was das bedeutet, machte Dilek Kolat, Parlamentariern im Berliner Abgeordnetenhaus, klar. "Nach 30 verlorenen Jahren gibt es nun ein konkretes Programm mit nachprüfbaren Schritten", sagte sie über das Berliner Integrationskonzept.

Tatsächlich bildete sich auf dem Migrationskongress in Ankara erstmals eine neue Situation in Europa ab. Jetzt, wo sich die Einsicht über die Einwanderung endlich durchgesetzt habe, müsse man alles daran setzen, Integration im Dialog zu gestalten, meinte Ali Aslan. Nun beginne ein Prozess, bei dem erstmals die Realitäten anerkannt würden.

Dass dies nicht nur leeres Gerede ist, muss die Türkei besonders an einem Punkt feststellen. Die meisten Einwanderer haben sich von ihrem Herkunftsland zwar nicht abgewandt, aber sie richten sich in der neuen Heimat ein. Der Devisenstrom in die Türkei versiegt. Kamen 1998 noch 5,5 Milliarden Euro durch die Migranten in die Türkei, ist es heute nur noch eine Milliarde.

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9 Kommentare

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  • H
    Hkay

    Einmal Fascho immer Fascho!

    Ihr werdet euch nie ändern.

    Ihr seid Menschen die einen Horizont mit dem Radius von Null besitzen und dies ihren Standpunkt nennen.

     

    Gut das die faschistischen Generationen so langsam aussterben. Sonst würde man bald versuchen uns durch Tattoos zu kennzeichen und in Arbeitslager zu packen.

  • B
    Bernd

    na die taz wird ja langsam richtig klasse, ich sage nur ideologische Scheuklappen ablegen und der Realität ins Gesicht schauen:

     

    taz Artikel / 26.05.09:

     

    BERLIN taz |

    Migrationsforscher (Vorsitzende des Sachverständigenrats für Integration und Migration, Klaus J. Bade) haben vor gravierenden Folgen einer Abwanderung von Fachkräften gewarnt... Jährlich wanderten Zehntausende oft gut qualifizierter Deutscher im besten Erwerbsalter ab.

    Seit 2003 habe Deutschland fast 180.000 Staatsangehörige an andere OECD-Staaten abgegeben

    ...Deutschland müsse für qualifizierte Einwanderer attraktiver werden...(Bade)Er forderte die Bundesregierung erneut auf, ein Punktesystem nach kanadischem Vorbild einzuführen...Gerade in Krisenzeiten seien die Qualifikation der hier lebenden Migranten und die Einführung neuer Steuerungsinstrumente für Einwanderung besonders wichtig.

     

    link: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/deutschland-fehlen-fachkraefte/

  • B
    Bernd

    @Kohlhaas:

    Das Buch von Wallraff "Ganz unten" und auch andere Wallraff Bücher habe ich gelesen.

    Keiner hat die Türken gezwungen nach Deutschland zu kommen, im Gegenteil es war trotz teilweise beschissener Arbeitsbedingunen immer noch finanziell lukrativ. Die Armut in der Türkei war wohl schlimmer als die Ausbeutung hier.

    ---

    Um es nochmal festzuhalten, die Türken die in den 60er und bis Mitte 70er Jahre kamen freiwillig (!) wg. der ARBEIT und um Geld zu verdienen. Es ist dem ach so viel gelobten Helmut Schmidt und seinem Nachfolger Helmut Kohl zu verdanken, daß in den 80er Jahren Masseneinwanderung in die Sozialsysteme zu Zeiten von Massenarbeitslosigkeit stattgefunden hat.

     

    Das war der Kardinalfehler !

     

    Helmut Schmidt kann groß tönen, daß er die massenhafte Zuwanderung von Türken für falsch hält. Er hat es nicht verhindert!

    Es ist ja auch die große Anzahl die dazu geführt hat die Abkapselung vom Gastland und die damit verbundenen Probleme zu ermöglichen.

    ----

    Und lieber Kohlhaas, den Trick jeden der anderer Meinung wie Sie ist in die braune Ecke zu stellen funktioniert nicht mehr! Das ist 80er Jahre und die sind vorbei.

     

     

     

    @ Der Mustermann: keiner hat etwas gegen Reisefreiheit einzuwenden,wohl aber gegen Niederlassungsfreiheit (EU ausgenommen);nicht umsonst gibt es Grenzen und Visa.

    Ich würde z.B. auch gerne für ein paar Monate in den USA arbeiten,mein Englisch verbessern und den beruflichen / privaten Horizont erweitern. Das Leben ist aber eben kein Ponyhof und so bleiben für mich "nur" UK oder Irland. Auch ganz nett aber klimatisch nicht ganz so mein Fall. Falls Ihre Vorstellungen (die TAZ Leser so vor ca. 10 Jahren wohl auch noch mehrheitlich hatten) Realität würden, wäre Mexiko innerhalb Wochen Richtung USA entvölkert.

    Ich bin überzeugt, daß es zur Souveränität eines jeden Staates gehört Kriterien über die geographische Herkunft,Anzahl und Qualifikation der Einwanderer festzulegen.

    Dann wäre es auch GERECHT. Z.B. könnte man eine Quote nach Kontinenten / Regionen vergeben. Da z.B. schon viele Türken zugewandert sind, wäre es nur gerecht,falls man ECHTES Multi-Kulti will, mehr Afrikaner, Inder, Lateinamerikaner und Asiaten zum Zug kommen zu lassen. Und die sind eindeutig in der Gesamtzahl der Einwanderer in der Minderheit.

  • A
    aso

    @ Kohl-hass:

    „...einfach klappe halten!...“

     

    ein in seiner rhetorischen Geschliffenheit sicher unübertroffenes „Argument“.

    1,) es ist ein Märchen zu glauben, D sei auf türkische Gastarbeiter angewiesen gewesen.

    Es war vielmehr eine (falsche) politische Entscheidung sie ins Land zu holen.

    Seitens der Türken fand größtenteils eine Einwanderung in die Sozialsysteme statt (vor allem im Vergleich zu anderen Migranten...).

    2,) komischerweise gab es mit Griechen, Italienern, Portugiesen, Vietnamesen, etc. kaum Probleme. Warum nur mit den Türken? Und dies parallel in europäischen Nachbarländern ebenso?

    3,) Parallelgesellschaften, no go areas, tierquälerisches Schächten, Anteil der Intensivstraftäter von 80% , 30% ohne Schulabschluß, Zwangsehen, Ehrenmorde, Scharia im Hinterhof, etc., gibt es nur bei Migranten mit muslimischen Hintergrund.

    3,) der Publizist Ralph Giordano beschrieb es so: „Nicht die Migration, Der Islam ist das Problem“.

    „...natürlich haben auch migranten fehler gemacht, aber hier die tatsachen zu verdrehen, um gewisse aspekte der migration zu leugnen, geht doch zu weit....“

    Da hilft alles Schönreden und Scheuklappen nix:

    Helmut Schmidt hat es richtig erkannt: es war ein Fehler. Und es war ein politischer Fehler:

    Hätte man Umfragen bei der Bevölkerung gemacht: „wolle mer se reinlasse?“ was glauben Sie wohl wie hätte die überwiegende Mehrheit der Deutschen gestimmt?

  • K
    Kohlhaas

    @Jürgen Fuschke und assi:

    einfach klappe halten!

    die einwanderung dieser sogenannten "schlecht ausgebildeten" nach deutschland oder auch weitläufig unter der bezeichnung gastarbeiter bekannt, haben letzten endes die scheiße, drecks- und schuftarbeiten erledigt, für die sie oder auch ihre eltern und großeltern sich zu schade und zu fein waren. ja, es handelte sich bei dieser einwanderergruppe nicht um akademiker und bildungsbürger. glauben sie etwa man hätte sonst ärzte, ingenieure usw. in die gruben, hütten und auf den bau gekriegt? natürlich hat die deutsche wirtschaft menschen (!!!) gebraucht, die keine große ausbildung besaßen, denn sie sollten ja nur arbeiten, arbeiten, arbeiten... und nicht nachdenken, keine fragen stellen...

     

    @ bernd:

    warum, resigniert? was habt ihr denn getan? erst seit ein paar jahren akzeptiert deutschland, das es ein einwanderungsland ist. vergessen? zuvor kein wort davon! integration? - was ist das? die weitverbreitete meinung war, die gehen sowieso nach hause, daher ist eine eingliederung in die hiesige gesellschaft gar nicht nötig.

     

    manchmal hat man das gefühl, dass kommentatoren wie sie und möchtegern nationalisten die jahrzehntelange schmach der deutschen vergangenheit an den ausländern rauslassen. nach dem motto: hau den lukas, in diesem falle den türken.

    langsam kommt mir die kotze hoch. verdammt noch mal besinnt euch. als es darum ging eure scheiße wegzumachen waren wir gut, und jetzt so schnell vergesslich?!?

    natürlich haben auch migranten fehler gemacht, aber hier die tatsachen zu verdrehen, um gewisse aspekte der migration zu leugnen, geht doch zu weit.

    @ alle: lesen sie günter wallraffs "ganz unten", dann werden sie verstehen, was ich meine.

  • DM
    Der Mustermann

    Hallo liebe Leute,

     

    ehrlich gessagt bin ich ein wenig geschockt und fühle mich beim lesen der Kommentare über mir unwohl.

    Ist es denn möglich, das unter einem taz Artikel derat verkürzte, rassistische Ansichten proklamiert werden? Ich möchte euch zunächst nicht verurteilen, sondern mit euch darüber in einen Dialog treten. Wenn über Menschen Worte wie "überflüssig" und "entsorgen" oder Dinge gesagt werden wie "die hätte man nie in unser Land lassen dürfen etc.", dann bin ich besorgt. Es ist mir wichtig das das Recht der Menschen auf Freizügigkeit geachtet werden, da ich mich unwohl fühle und mir auch für mich wünsche mir den Bereich der Erde aussuchen zu dürfen in dem ich leben will. Wärt ihr bereit zu sagen, weshalb ihr diesen Menschen dieses Recht absprechen wollt und was der (emotionale) Anlass dafür ist? Jede/r dieser Immigranten_innen hat wohl höchst eigene Gründe nach Deustchland zu kommen und auch ein Recht dazu.

  • B
    Bernd

    Zitat:

    "In den europäischen Ländern ist nach Jahrzehnten akzeptiert worden, dass Einwanderung stattgefunden hat und noch stattfindet."

     

    Ähem, also "akzeptiert" ist nicht das richtige Wort, die Deutschen haben eher beim Thema Einwanderung RESIGNIERT.

    Womit mit den Begriffen Migranten bzw. Ausländern in der deutschen Bevölkerung nicht von Vietnamesen oder Russen im Regelfall die Rede ist.

    Sicherlich gibt es viele positive Beispiele (z.b. meine fliessend Deutsch sprechenden türkischstämmigen Büro-Arbeitskollegen)oder auch die vielen fleißigen türkischen Selbstständigen (Handel, Dienstleistung - in München wohl bald jeder 2te Friseur).

    ABER mal bei Thema Schulabbrecher oder "nicht ausbildungsfähige" Schulabgänger sich mal an die eigene Nase zu fassen ist wohl zuviel velangt. Da müssten türksiche Eltern als erstes die SAT Schüssel in die Tonne treten bzw. auf den (deutschsprachigen) Astra statt Turksat ausrichten. Dann den Nachwuchs in die vielen DEUTSCHEN Vereine schicken (Fußball, Freiwillige Feuerwehr, etc.)dann klappt's auch mit der Integration falls man daran Interesse hat. Sich selbst ins Knie zu schiessen und dann über das deutsche Schulsystem zu jammern - da sind türkische Interessensvertreter immer ganz vorne dabei! Komischerweise jammern vietnamesische Eltern NICHT über das ach so schlechte deutsche Schulsystem. Just my 2 € cents...

  • A
    aso

    @ Jürgen Purschke:

     

    Genau, denn es ist ja nicht die weltoffene Intelligenz aus Istanbul gekommen, sondern bildungsferne Schichten aus Anatolien, die sich an ihre Religion als Halt klammern.

     

    Deutsche Politiker sind schuld. Sie haben es versäumt, rechtzeitig ein Punkte-System einzuführen, sowie Kriminelle rechtzeitig auszuweisen, z.B. bevor sie sich zu sogenannten Intensivtätern entwickeln.

    Und: was sagen uns norwegische Statistiken, die belegen, daß in den letzten Jahren Vergewaltigungen in Oslo ausnahmslos von muslimischen Migranten begangen wurden?

  • JP
    Jürgen Purschke

    Die Einwanderung der Türken in die EU hat sich für die Türkei als ein Erfolg erwiesen, damit konnte sie Millionen schlecht ausgebildete und für den türkischen Arbeitsmarkt überflüssige Menschen auf die Kosten des europäischen Steuerzahlers „entsorgen“.

    Für die EU war und ist immer noch, die türkische Einwanderung eine Katastrophe, statt einer „bunten Republik“ haben wir eine graue bekommen, so grau wie die Kopftüchern und bodenlange Mäntel die die türkische Frauen tragen.

    Mit den Wörtern von Ex-Kanzler Schmid zu sagen: „ Es war ein Fehler diese Menschen in unser Land reinzulassen“ dem ist nichts mehr hinzuzufügen.