Aus für die Hauptschule : Eine Chance für alle
Die Abschaffung der reinen Hauptschulklassen in Hamburg ist wohltuend und überfällig. Es ist vorbei mit der doppelten Auslese, bei der den Kindern erst mit zehn Jahren gesagt wird, dass sie nicht zum Gymnasium taugen, und dann zwei Jahre später, dass sie auch nicht der Realschule würdig sind.
KOMMENTAR VON KAIJA KUTTER
Dieses Aussiebverfahren nimmt dann ausgerechnet jenen die Motivation, die sie am meisten brauchen. Aber das Beispiel Bremen zeigt, es reicht nicht, nur Hauptschulen und Realschulen zusammen zu legen, oder sie „kooperieren“ zu lassen, wie Niedersachsen es neuerdings plant. Nötig ist eine neue Struktur aus einem Guss, die den Kindern zu jedem Zeitpunkt die Option auf einen mittleren oder höheren Bildungsabschluss offen lässt, den brauchen sie für ihre berufliche Perspektive. Die Antwort wäre mindestens eine Zwei-Wege-System aus Stadtteil- oder Gemeinschaftsschulen und Gymnasien, wenn nicht die Schule für alle.
Diese Vision löst, wie in Hamburg zu sehen, bei manchen Eltern Ängste aus, weil sie ihre Kinder als Teil einer Ellenbogengesellschaft sehen, in der der Wettlauf um gute Jobs in der Grundschule beginnt. Sind die Kinder erst auf dem Gymnasium, fällt es ihnen leichter, für Schulprojekte in Afrika zu sammeln, als den Kindern an der Nachbarschule ein längeres gemeinsames Lernen zu gönnen. Dabei brauchen die auch eine Chance.