■ Aus für Medienzentrum: Schneider grüßt Berlin
Die Forderungen der Alteigentümer für das geplante Medienzentrum am Spittelmarkt seien „zunehmend unrealistisch“ gewesen, hieß es gestern, und auch: „Man muß ein Buch einmal zuklappen können.“ Bertelsmann und die Geldgeber von der West-LB zweifelten an der Wirtschaftlichkeit des Projekts. Nicht zu Unrecht. Zwar kann man das Ende des Medienzentrums auch als Verkettung unglücklicher Ereignisse begreifen. Man könnte den Bertelsmann- Managern vorhalten, in Unkenntnis des trägen Rückübertragungsschimmels den Vorvertrag zu kurz angesetzt zu haben. Man könnte weiter mit einem Schuß Ironie die späte Rache der DDR-Verkehrspolitik ins Feld führen oder die Tatsache, daß eine winzige Grundstücksparzelle ein Projekt zu Fall brachte, das einmal hochtrabend als „Signal für Berlin“ gewertet wurde. Damit freilich wäre lediglich die zufällige Medaille des Scheiterns beschrieben. Die eigentliche liegt darin, daß Großprojekte in Berlin zunehmend riskant werden. Schließlich steht der in der Hauptstadt geforderte Grundstückspreis in keinem Verhältnis zur dramatisch fallenden Mieterwartung. Gleichwohl die Bertelsmänner das Gebäude am Spittelmarkt zu einem gut Teil selbst genutzt hätten, bekamen sie kalte Füße. Das hat seinen Grund. Alsbald kommen in Berlin mehr als eine Million Quadratmeter Bürofläche auf den Markt. Doch bereits jetzt ist der Bedarf weitgehend abgedeckt. Wozu eine solche Entwicklung führen kann, wurde den Projektentwicklern landost-landwest durch den Schneider-Crash sinnfällig vor Augen geführt. Und es würde niemanden wundern, wenn es künftig auch in Berlin im Gebälk knirschen würde. Tapfere und übermütige Schneiderlein nämlich sind derzeit genug am Werkeln. Die West-LB und Bertelsmann wollten offenbar nicht dazugehören. Uwe Rada
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