: Aus Kriegsgebiet in Bremer Bunker
■ Sozialbehörde: „Häßliche Lösung“ — aber es geht nicht anders
Wer in den kommenden Tagen aus irgendeinem Kriegs-oder Krisengebiet als politischVerfolgter nach Bremen kommt, wird für eine ganze Weile in einem Bunker leben müssen. Die Sozialbehörde bereitet zur Zeit die Bunker in der Scharnhorst-, der Delme- und der Friedrich-Karl-Straße für Flüchtlinge vor. Zum Wochenende sollen in der Scharnhorststraße 60 Flüchtlinge untergebracht werden, ein Drittel der Kapaziät, die in dem Bunker bei Katastrophenfällen zur Verfügung stünde. Betreut werden die Flüchtlinge von der Arbeiterwohlfahrt. Essen kann in dem Bunker nicht zubereitet werden, es wird fertig angeliefert. Auf Nationalität, Religion oder Familienstand kann bei der behördlichen Zuweisung in die Bunker zunächst keine Rücksicht genommen werden. Eberhard Heinze, der zuständige Refernt bei der Sozialbehörde: „Eine häßliche Lösung, aber wir müssen den Leute, die vor der Tür stehen, ein Dach über dem Kopf organisieren.“
Begründet wird die „unorthodoxe“ (Senatorin Uhl) Lösung mit der wachsenden Zahl der Flüchtlinge, die Bremen zugewiesen werden. Während bis August im Monatsdurchschnitt 360 Flüchtlinge nach Bremen kamen, stieg die Zahl im Septtember auf 450. In diesem Monat werden 600 AsylbewerberInnen erwartet. Zwar wurden in den letzten beiden Jahren fast 5.000 Plätze in Übergangswohnheimen geschaffen, doch die sind zur Zeit alle belegt. Nicht mehr lange, das hofft zumindest die Sozialbehörde. Denn zur Zeit entstehen 2.700 Wohnungen speziell für Aus- und ÜbersiedlerInnen. Wenn diese im Dezember oder Januar bezugsfertig sind, sollen die Bunker- Flüchtlinge umgesiedelt werden.
Zusätzlichen, menschenwürdigeren Platz für Flüchtlinge erhofft sich die Sozialbehörde in der Wilhelm-Kaisen-Kaserne in Bremen-Nord. Doch bislang stellt sich das Bundesverteidigungsministerium stur. Während die Militärs für Aus- und Übersiedler deutscher Nationalität Platz gemacht haben, stellt der Bund keine Liegenschaften für AsylbewerberInnen zur Verfügung. Doch Eberhard Heinze hofft, daß der Druck der Kommunen angesichts steigender Flüchtlingszahlen Änderung bewirkt. Heinze: „Diese Position scheint sich aufzuweichen.“ Die SPD steht vor den „Scherbenhaufen ihrer Asylpolitik“. So kommentierte die CDU gestern die Bunkerbelegung. Vorwurf an die Adresse Uhl: unfähig und konzeptionslos.
hbk
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