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Aufschwung geht an Menschen vorbeiDie Mittelschicht schrumpft

Obwohl die Wirtschaft boomt, rutschen immer mehr Menschen in Deutschland sozial ab, so zwei Studie. Die Mittelschicht wurde in sechs Jahren acht Prozent kleiner.

Durchschnittsverdiener? Werden in Deutschland immer seltener. Bild: dpa

Das gab es noch nie: Die deutsche Wirtschaft wächst - aber die realen Nettolöhne fallen. Die Arbeitnehmer profitieren nicht mehr, wenn die Konjunktur brummt. Die Wachstumsgewinne fließen vor allem an die Unternehmer und Kapitalbesitzer.

In den letzten drei Jahren legte die Wirtschaft real um rund 7 Prozent zu, aber die Arbeitnehmer müssen mit durchschnittlich 3,5 Prozent weniger Reallohn auskommen. "Das ist einmalig in der deutschen Wirtschaftsgeschichte", kommentierte Gustav Horn vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), das am Dienstag eine Studie mit dem programmatischen Titel "Wer profitierte vom Aufschwung?" vorstellte

Es sind nicht die Normalverdiener, wie auch das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer aktuellen Untersuchung feststellt: Die Mittelschichten schrumpfen, womit jene Haushalte gemeint sind, die über 70 bis 150 Prozent des Durchschnittseinkommens verfügen. Über Jahrzehnte machte diese Gruppe stabil 62 Prozent der Deutschen aus. Doch plötzlich, nach der Jahrtausendwende, beginnt es zu bröckeln. 2006 gehörten schon nur noch 54 Prozent zur Mittelschicht. Das sind 44 Millionen Menschen, die sich als Mitte definieren können, 5 Millionen weniger als im Jahr 2000.

Wer nicht mehr dazugehört, steigt ab: 2006 zählte zu den unteren Schichten bereits ein Viertel der Bevölkerung - damit ist der Anteil der Armen seit 2000 um 7 Prozentpunkte gestiegen.

Wie dramatisch sich die deutsche Wirtschaftswelt seit dem Jahr 2000 gewandelt hat, tritt auch sehr deutlich in der IMK-Studie hervor. Denn sie hat den methodischen Kniff gewählt, den jetzigen Aufschwung ab 2005 mit dem letzten Boom zu vergleichen, der 1998 begann. An der Oberfläche verlief die Entwicklung zunächst ähnlich: Beide Aufschwungphasen währten rund drei Jahre, jedes Mal wuchs die Wirtschaft um etwa 7 Prozent. Der Export entwickelte sich ebenfalls vergleichbar- von 1998 bis 2001 legte er real um 25 Prozent zu, diesmal waren es sogar 31 Prozent. Und schließlich hat die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ähnlich stark zugenommen: Diesmal betrug das Plus 759.000 Stellen, im letzten Zyklus waren es 653.000.

Doch dann beginnen die signifikanten Unterschiede: Beim letzten Aufschwung legten die realen Nettolöhne pro Arbeitnehmer noch um 4 Prozent zu. Jetzt gingen sie, wie gesagt, um 3,5 Prozent zurück. Das drückt sich auch in der Lohnquote aus, die angibt, wie groß der Anteil der abhängig Beschäftigten am Volkseinkommen ist: 2001 waren es noch 71 Prozent, inzwischen ist die Lohnquote auf 64 Prozent eingebrochen. Die Schere zwischen Gewinnen und Gehältern öffnet sich immer weiter.

Optimisten könnten nun hoffen, dass auch die normalen Haushalte profitieren, wenn etwa die Dividenden bei Aktien steigen. Schließlich hat ja auch die Mittelschicht in Fonds oder Lebensversicherungen investiert. Doch ist dies eine Minderheit: Wie kürzlich eine DIW-Studie ergab, verfügen zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung über gar keine oder nur geringe Besitztümer. Das reichste Zehntel hingegen nennt knapp 60 Prozent des Volksvermögens sein Eigen.

Verloren haben auch alle, die staatliche Leistungen erhalten: also Rentner, Arbeitslose, Kindergeld- oder Bafög-Empfänger. Ihre Zuwendungen sanken in den vergangenen drei Jahren real um fast 6 Prozent - denn trotz des Booms gab es noch nicht einmal einen Inflationsausgleich. Beim Aufschwung vor zehn Jahren war der Staat noch großzügiger: Damals stiegen die Transferzahlungen um knapp 4 Prozent.

Es kann daher nicht erstaunen, dass die meisten Bürger inzwischen von Anschaffungen absehen: Der Privatkonsum stagniert bisher - und wuchs real nur um 1 Prozent. Es darf vermutet werden, dass dieses Plus vor allem den vermögenden Haushalten zu verdanken ist, während sich die ärmeren Schichten noch stärker einschränkten.

Wenn die meisten Arbeitnehmer schon im Aufschwung zu den Verlierern zählen, wie soll das erst im Abschwung werden? Das DIW konstatiert, dass die Deutschen zunehmend ängstlich auf ihre wirtschaftliche Zukunft schauen. In den 80er-Jahren machten sich in Westdeutschland noch mehr als 40 Prozent der Menschen "keine Sorgen"; in den 90er-Jahren waren es in Gesamtdeutschland immerhin noch rund 30 Prozent. Inzwischen sind jedoch nur noch 23 Prozent optimistisch.

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24 Kommentare

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  • N
    NADIN

    Es wird leider Jahr für Jahr diese These wiederholt. Und die Menschen haben sich an den Rap gewohnt: Es gibt mehr arme Kinder. Es gibt mehr Langzeitarbeitslose. Es gibt weniger Mittelschicht. Die privaten Haushalte konsumieren weniger. Die binnenorientierten Betriebe kämpfen oder geben auf. Die Steuern für Reiche sinken. Die Steuern für Konzerne sinken. Die Konzerne schreiben in Deutschland ab und weisen Gewinne in Monaco aus.

    Die Lernmittel in den Schulen werden immer älter und schlechter. Das Studium kostet jetzt Geld. Immer weniger Arbeiterkinder studieren. Immer weniger Arbeiterkinder machen Karriere. Im Top-Management ist nicht ein einziger Mann oder Frau, die aus einfachen Verhältnissen stammt. So sieht das aus.

    Bislang fehlt aber auch jeder Hinweis, wie sich daran etwas ändern soll. Auch denn Die Linke auf 15 oder 18 Prozent käme, würde es wohl noch Jahre so weiter gehen.

    Ich habe die Angst, dass rechte Ratenfänger irgendwann durchstarten. Frustration und Frustrierte gibt es wirklich sehr viele. In einigen Internetforen kann man auch einen kulturellen Drift nach Rechts und ganz Rechts merken.

  • M
    Moewe

    Wenn davon die Rede ist, das die Wirtschaft wächst, welcher Wert wächst denn da? Das BIP?

     

    Auch die Zeit hat, optisch aufbereitet, Wirtschaftszahlen veröffentlich, die beängstigen.

    Über 60% der Vermögens liegt bei 10% der Bevölkerung. Wogegen die Ärmsten 40% so gut wie kein Kapital haben!

    Die Renten schwanken seit Jahren auf gleichem Niveau, während die Armut (auch unter Kindern) stark zu nimmt.

    Gesundheit und Bildung sind immer mehr von Geld bzw. auch von der Herkunft abhängig.

     

    Traurig und beängstigend.

  • W
    wiesner

    Demnach ist es also keine Einbildung: Vor rund 20 Jahren habe auch ich mich noch zur "Mitte" gezählt im festen Glauben daran, dass sich Leistung lohnt, wie dies der große Dicke damals immer sagte. Heute muss ich leider feststellen, dass sich "Leistung" nur noch für oberen Zehntausend lohnt.

     

    Parteien wie die CDU und die SPD, die sich als "Volksparteien" bezeichnen dürfen sich nicht wundern, wenn sie den Arbeitnehmern die Rente mit 67 auf das Auge drücken und den Sparerfreibetrag von ehemals 6.136 Euro für verheiratete Kleinsparer auf 1.500 EUro kürzen, aber gleichzeitig ab 2009 die Kapitaleinkünfte der oberen Zehntausend nur noch mit 25 Prozent Einkommensteuer besteuern und nicht mehr mit dem (in aller Regel höheren) persönlichen Einkommensteuersatz.

     

    Wenn das keine staatliche Umverteilung von unten nach ganz oben ist, dann fließt das Wasser tatsächlich nach oben. Dann sollte man auch die Physikbücher für die Schüler entsprechend anpassen.

  • DF
    'Der Fänger im Roggen'

    Volk du hast die Wahl! Viele haben Angst die falsche Partei zu wählen. Dabei bedarf es doch nur

    einer einfachen Überlegung. Nämlich, will man für das Kapital untergehen oder will man aus Idealismus untergehen. Vom Idealismus kann man sich nichts kaufen, aber er ehrt. Im Kapitalismus

    kann man sich bald auch nichts mehr kaufen, doch man geht für Banditen unter.

  • FM
    franz mertens

    Angela Merkel beschwor vor einiger Zeit, der Aufschwung komme bei den Menschen an, sie hat nicht gesagt, wann und bei welchen Menschen. Jetzt haben mal wieder einige Institute wissenschaftlich dargelegt, was ohnehin alle Bürger längst wissen, na und? Bisher haben die verantwortlichen staatlichen Institution es durchaus erfolgreich geschafft offenkundigen Handlungsbedarf erfolgreich zu ignorieren, s. Bildungspolitik. Diese in verschiedenen Studien festgestellten Verteilungverhältnisse steigern die innere Distanz vom Bürger zur Institution Staat, der Bürger hat kaum eine Wahl als sich in die Parallelwelt der Schattenwirtschaft zu begeben und dem Zugriff des Staates auf sein ohnehin geringes Einkommen zu entziehen, existenzielle Notwehr würde ich das nennen.

  • MD
    Mallon Dirk

    Und da wundern sich Leute über einen deutschen Linksruck? verwunderlich...

    Einigen in dieser Gesellschaft wird die Möglichkeit gegeben, alle Vorteile aus der Gesellschaft zu ziehen, sich aber nicht anteilig an ihrer Finanzierung zu beteiligen (u.a. siehe Liechtenstein).

  • RM
    Reuter, Manfred

    Zur Aussage in Ihrem Artikel "Die Mittelschicht wurde in sechs Jahren acht Prozent kleiner.":

     

    Diese Zahl stimmt so nicht, sondern es sind sogar mehr als 13 Prozent, um die die Mittelschicht kleiner wird!!!

    In der aktuellen Studie verringert sich die Mittelschicht von 62,3 Prozent (im Jahr 2000) auf 54,1 Prozent (im Jahr 2006), das macht also 8,2 Prozent Differenz - aber nicht etwa 8,2 Prozent innerhalb der Mittelschicht, sondern 8,2 Prozent vom Ganzen (also Gering-, Mittel- und Vielverdiener zusammengenommen) fallen aus der Mittelschicht heraus. Wäre die Bundesrepublik ein Dorf von 1000 Menschen, so zählten im Jahr 2000 immerhin 623 Menschen zur Mittelschicht, 188 Menschen zur Gruppe mit einem hohen Einkommen und 189 Menschen zur Gruppe mit geringem Einkommen. Von 1000 Menschen im Jahr 2006 gehörten dagegen nur noch 541 zur Mittelschicht, 205 Menschen zu denen mit hohem Einkommen und 254 Menschen zur Gruppe mit geringem Einkommen. Im Jahr 2006 ist die Mittelschicht ist also um 82 Menschen kleiner geworden und das sind 13,16 Prozent (bezogen auf 623 Menschen/ 100 Prozent dieser Gruppe im Jahr 2000). Die Vielverdienenden sind als Gruppe um 17 Menschen angewachsen von 188 Menschen/ 100 Prozent im Jahr 2000 auf nun 205 Menschen/ 109 Prozent im Jahr 2006, also ein Anstieg um 9 Prozent. Gesellschaftlich hochbrisant die letzten Zahlenvergleiche: die Gruppe der Menschen mit geringem Einkommen ist um 65 Menschen größer geworden, also von 189 Menschen/ 100 Prozent im Jahr 2000 wuchs die Gruppe auf 254 Menschen/ 134,39 Prozent im Jahr 2006, das heißt diese Gruppe wuchs gegenüber dem Jahr 2000 um 34,39 Prozent, das ist über ein Drittel mehr in nur sechs Jahren!!!

  • KV
    K. Valentin

    Es ist gut so: Die Armut erreicht auch bald die

    Mittelschichten. Dann werden auch bald diejenigen

    erwachen, die sonst die Hatz IV-Emfänger diffamiert haben. ''Selten habt ihr uns verstanden, selten auch verstanden wir Euch

    Erst als wir im Kot uns fanden, da verstanden wir

    uns gleich''.

     

    Frei nach Heine.

  • N
    NADIN

    Es wird leider Jahr für Jahr diese These wiederholt. Und die Menschen haben sich an den Rap gewohnt: Es gibt mehr arme Kinder. Es gibt mehr Langzeitarbeitslose. Es gibt weniger Mittelschicht. Die privaten Haushalte konsumieren weniger. Die binnenorientierten Betriebe kämpfen oder geben auf. Die Steuern für Reiche sinken. Die Steuern für Konzerne sinken. Die Konzerne schreiben in Deutschland ab und weisen Gewinne in Monaco aus.

    Die Lernmittel in den Schulen werden immer älter und schlechter. Das Studium kostet jetzt Geld. Immer weniger Arbeiterkinder studieren. Immer weniger Arbeiterkinder machen Karriere. Im Top-Management ist nicht ein einziger Mann oder Frau, die aus einfachen Verhältnissen stammt. So sieht das aus.

    Bislang fehlt aber auch jeder Hinweis, wie sich daran etwas ändern soll. Auch denn Die Linke auf 15 oder 18 Prozent käme, würde es wohl noch Jahre so weiter gehen.

    Ich habe die Angst, dass rechte Ratenfänger irgendwann durchstarten. Frustration und Frustrierte gibt es wirklich sehr viele. In einigen Internetforen kann man auch einen kulturellen Drift nach Rechts und ganz Rechts merken.

  • M
    Moewe

    Wenn davon die Rede ist, das die Wirtschaft wächst, welcher Wert wächst denn da? Das BIP?

     

    Auch die Zeit hat, optisch aufbereitet, Wirtschaftszahlen veröffentlich, die beängstigen.

    Über 60% der Vermögens liegt bei 10% der Bevölkerung. Wogegen die Ärmsten 40% so gut wie kein Kapital haben!

    Die Renten schwanken seit Jahren auf gleichem Niveau, während die Armut (auch unter Kindern) stark zu nimmt.

    Gesundheit und Bildung sind immer mehr von Geld bzw. auch von der Herkunft abhängig.

     

    Traurig und beängstigend.

  • W
    wiesner

    Demnach ist es also keine Einbildung: Vor rund 20 Jahren habe auch ich mich noch zur "Mitte" gezählt im festen Glauben daran, dass sich Leistung lohnt, wie dies der große Dicke damals immer sagte. Heute muss ich leider feststellen, dass sich "Leistung" nur noch für oberen Zehntausend lohnt.

     

    Parteien wie die CDU und die SPD, die sich als "Volksparteien" bezeichnen dürfen sich nicht wundern, wenn sie den Arbeitnehmern die Rente mit 67 auf das Auge drücken und den Sparerfreibetrag von ehemals 6.136 Euro für verheiratete Kleinsparer auf 1.500 EUro kürzen, aber gleichzeitig ab 2009 die Kapitaleinkünfte der oberen Zehntausend nur noch mit 25 Prozent Einkommensteuer besteuern und nicht mehr mit dem (in aller Regel höheren) persönlichen Einkommensteuersatz.

     

    Wenn das keine staatliche Umverteilung von unten nach ganz oben ist, dann fließt das Wasser tatsächlich nach oben. Dann sollte man auch die Physikbücher für die Schüler entsprechend anpassen.

  • DF
    'Der Fänger im Roggen'

    Volk du hast die Wahl! Viele haben Angst die falsche Partei zu wählen. Dabei bedarf es doch nur

    einer einfachen Überlegung. Nämlich, will man für das Kapital untergehen oder will man aus Idealismus untergehen. Vom Idealismus kann man sich nichts kaufen, aber er ehrt. Im Kapitalismus

    kann man sich bald auch nichts mehr kaufen, doch man geht für Banditen unter.

  • FM
    franz mertens

    Angela Merkel beschwor vor einiger Zeit, der Aufschwung komme bei den Menschen an, sie hat nicht gesagt, wann und bei welchen Menschen. Jetzt haben mal wieder einige Institute wissenschaftlich dargelegt, was ohnehin alle Bürger längst wissen, na und? Bisher haben die verantwortlichen staatlichen Institution es durchaus erfolgreich geschafft offenkundigen Handlungsbedarf erfolgreich zu ignorieren, s. Bildungspolitik. Diese in verschiedenen Studien festgestellten Verteilungverhältnisse steigern die innere Distanz vom Bürger zur Institution Staat, der Bürger hat kaum eine Wahl als sich in die Parallelwelt der Schattenwirtschaft zu begeben und dem Zugriff des Staates auf sein ohnehin geringes Einkommen zu entziehen, existenzielle Notwehr würde ich das nennen.

  • MD
    Mallon Dirk

    Und da wundern sich Leute über einen deutschen Linksruck? verwunderlich...

    Einigen in dieser Gesellschaft wird die Möglichkeit gegeben, alle Vorteile aus der Gesellschaft zu ziehen, sich aber nicht anteilig an ihrer Finanzierung zu beteiligen (u.a. siehe Liechtenstein).

  • RM
    Reuter, Manfred

    Zur Aussage in Ihrem Artikel "Die Mittelschicht wurde in sechs Jahren acht Prozent kleiner.":

     

    Diese Zahl stimmt so nicht, sondern es sind sogar mehr als 13 Prozent, um die die Mittelschicht kleiner wird!!!

    In der aktuellen Studie verringert sich die Mittelschicht von 62,3 Prozent (im Jahr 2000) auf 54,1 Prozent (im Jahr 2006), das macht also 8,2 Prozent Differenz - aber nicht etwa 8,2 Prozent innerhalb der Mittelschicht, sondern 8,2 Prozent vom Ganzen (also Gering-, Mittel- und Vielverdiener zusammengenommen) fallen aus der Mittelschicht heraus. Wäre die Bundesrepublik ein Dorf von 1000 Menschen, so zählten im Jahr 2000 immerhin 623 Menschen zur Mittelschicht, 188 Menschen zur Gruppe mit einem hohen Einkommen und 189 Menschen zur Gruppe mit geringem Einkommen. Von 1000 Menschen im Jahr 2006 gehörten dagegen nur noch 541 zur Mittelschicht, 205 Menschen zu denen mit hohem Einkommen und 254 Menschen zur Gruppe mit geringem Einkommen. Im Jahr 2006 ist die Mittelschicht ist also um 82 Menschen kleiner geworden und das sind 13,16 Prozent (bezogen auf 623 Menschen/ 100 Prozent dieser Gruppe im Jahr 2000). Die Vielverdienenden sind als Gruppe um 17 Menschen angewachsen von 188 Menschen/ 100 Prozent im Jahr 2000 auf nun 205 Menschen/ 109 Prozent im Jahr 2006, also ein Anstieg um 9 Prozent. Gesellschaftlich hochbrisant die letzten Zahlenvergleiche: die Gruppe der Menschen mit geringem Einkommen ist um 65 Menschen größer geworden, also von 189 Menschen/ 100 Prozent im Jahr 2000 wuchs die Gruppe auf 254 Menschen/ 134,39 Prozent im Jahr 2006, das heißt diese Gruppe wuchs gegenüber dem Jahr 2000 um 34,39 Prozent, das ist über ein Drittel mehr in nur sechs Jahren!!!

  • KV
    K. Valentin

    Es ist gut so: Die Armut erreicht auch bald die

    Mittelschichten. Dann werden auch bald diejenigen

    erwachen, die sonst die Hatz IV-Emfänger diffamiert haben. ''Selten habt ihr uns verstanden, selten auch verstanden wir Euch

    Erst als wir im Kot uns fanden, da verstanden wir

    uns gleich''.

     

    Frei nach Heine.

  • N
    NADIN

    Es wird leider Jahr für Jahr diese These wiederholt. Und die Menschen haben sich an den Rap gewohnt: Es gibt mehr arme Kinder. Es gibt mehr Langzeitarbeitslose. Es gibt weniger Mittelschicht. Die privaten Haushalte konsumieren weniger. Die binnenorientierten Betriebe kämpfen oder geben auf. Die Steuern für Reiche sinken. Die Steuern für Konzerne sinken. Die Konzerne schreiben in Deutschland ab und weisen Gewinne in Monaco aus.

    Die Lernmittel in den Schulen werden immer älter und schlechter. Das Studium kostet jetzt Geld. Immer weniger Arbeiterkinder studieren. Immer weniger Arbeiterkinder machen Karriere. Im Top-Management ist nicht ein einziger Mann oder Frau, die aus einfachen Verhältnissen stammt. So sieht das aus.

    Bislang fehlt aber auch jeder Hinweis, wie sich daran etwas ändern soll. Auch denn Die Linke auf 15 oder 18 Prozent käme, würde es wohl noch Jahre so weiter gehen.

    Ich habe die Angst, dass rechte Ratenfänger irgendwann durchstarten. Frustration und Frustrierte gibt es wirklich sehr viele. In einigen Internetforen kann man auch einen kulturellen Drift nach Rechts und ganz Rechts merken.

  • M
    Moewe

    Wenn davon die Rede ist, das die Wirtschaft wächst, welcher Wert wächst denn da? Das BIP?

     

    Auch die Zeit hat, optisch aufbereitet, Wirtschaftszahlen veröffentlich, die beängstigen.

    Über 60% der Vermögens liegt bei 10% der Bevölkerung. Wogegen die Ärmsten 40% so gut wie kein Kapital haben!

    Die Renten schwanken seit Jahren auf gleichem Niveau, während die Armut (auch unter Kindern) stark zu nimmt.

    Gesundheit und Bildung sind immer mehr von Geld bzw. auch von der Herkunft abhängig.

     

    Traurig und beängstigend.

  • W
    wiesner

    Demnach ist es also keine Einbildung: Vor rund 20 Jahren habe auch ich mich noch zur "Mitte" gezählt im festen Glauben daran, dass sich Leistung lohnt, wie dies der große Dicke damals immer sagte. Heute muss ich leider feststellen, dass sich "Leistung" nur noch für oberen Zehntausend lohnt.

     

    Parteien wie die CDU und die SPD, die sich als "Volksparteien" bezeichnen dürfen sich nicht wundern, wenn sie den Arbeitnehmern die Rente mit 67 auf das Auge drücken und den Sparerfreibetrag von ehemals 6.136 Euro für verheiratete Kleinsparer auf 1.500 EUro kürzen, aber gleichzeitig ab 2009 die Kapitaleinkünfte der oberen Zehntausend nur noch mit 25 Prozent Einkommensteuer besteuern und nicht mehr mit dem (in aller Regel höheren) persönlichen Einkommensteuersatz.

     

    Wenn das keine staatliche Umverteilung von unten nach ganz oben ist, dann fließt das Wasser tatsächlich nach oben. Dann sollte man auch die Physikbücher für die Schüler entsprechend anpassen.

  • DF
    'Der Fänger im Roggen'

    Volk du hast die Wahl! Viele haben Angst die falsche Partei zu wählen. Dabei bedarf es doch nur

    einer einfachen Überlegung. Nämlich, will man für das Kapital untergehen oder will man aus Idealismus untergehen. Vom Idealismus kann man sich nichts kaufen, aber er ehrt. Im Kapitalismus

    kann man sich bald auch nichts mehr kaufen, doch man geht für Banditen unter.

  • FM
    franz mertens

    Angela Merkel beschwor vor einiger Zeit, der Aufschwung komme bei den Menschen an, sie hat nicht gesagt, wann und bei welchen Menschen. Jetzt haben mal wieder einige Institute wissenschaftlich dargelegt, was ohnehin alle Bürger längst wissen, na und? Bisher haben die verantwortlichen staatlichen Institution es durchaus erfolgreich geschafft offenkundigen Handlungsbedarf erfolgreich zu ignorieren, s. Bildungspolitik. Diese in verschiedenen Studien festgestellten Verteilungverhältnisse steigern die innere Distanz vom Bürger zur Institution Staat, der Bürger hat kaum eine Wahl als sich in die Parallelwelt der Schattenwirtschaft zu begeben und dem Zugriff des Staates auf sein ohnehin geringes Einkommen zu entziehen, existenzielle Notwehr würde ich das nennen.

  • MD
    Mallon Dirk

    Und da wundern sich Leute über einen deutschen Linksruck? verwunderlich...

    Einigen in dieser Gesellschaft wird die Möglichkeit gegeben, alle Vorteile aus der Gesellschaft zu ziehen, sich aber nicht anteilig an ihrer Finanzierung zu beteiligen (u.a. siehe Liechtenstein).

  • RM
    Reuter, Manfred

    Zur Aussage in Ihrem Artikel "Die Mittelschicht wurde in sechs Jahren acht Prozent kleiner.":

     

    Diese Zahl stimmt so nicht, sondern es sind sogar mehr als 13 Prozent, um die die Mittelschicht kleiner wird!!!

    In der aktuellen Studie verringert sich die Mittelschicht von 62,3 Prozent (im Jahr 2000) auf 54,1 Prozent (im Jahr 2006), das macht also 8,2 Prozent Differenz - aber nicht etwa 8,2 Prozent innerhalb der Mittelschicht, sondern 8,2 Prozent vom Ganzen (also Gering-, Mittel- und Vielverdiener zusammengenommen) fallen aus der Mittelschicht heraus. Wäre die Bundesrepublik ein Dorf von 1000 Menschen, so zählten im Jahr 2000 immerhin 623 Menschen zur Mittelschicht, 188 Menschen zur Gruppe mit einem hohen Einkommen und 189 Menschen zur Gruppe mit geringem Einkommen. Von 1000 Menschen im Jahr 2006 gehörten dagegen nur noch 541 zur Mittelschicht, 205 Menschen zu denen mit hohem Einkommen und 254 Menschen zur Gruppe mit geringem Einkommen. Im Jahr 2006 ist die Mittelschicht ist also um 82 Menschen kleiner geworden und das sind 13,16 Prozent (bezogen auf 623 Menschen/ 100 Prozent dieser Gruppe im Jahr 2000). Die Vielverdienenden sind als Gruppe um 17 Menschen angewachsen von 188 Menschen/ 100 Prozent im Jahr 2000 auf nun 205 Menschen/ 109 Prozent im Jahr 2006, also ein Anstieg um 9 Prozent. Gesellschaftlich hochbrisant die letzten Zahlenvergleiche: die Gruppe der Menschen mit geringem Einkommen ist um 65 Menschen größer geworden, also von 189 Menschen/ 100 Prozent im Jahr 2000 wuchs die Gruppe auf 254 Menschen/ 134,39 Prozent im Jahr 2006, das heißt diese Gruppe wuchs gegenüber dem Jahr 2000 um 34,39 Prozent, das ist über ein Drittel mehr in nur sechs Jahren!!!

  • KV
    K. Valentin

    Es ist gut so: Die Armut erreicht auch bald die

    Mittelschichten. Dann werden auch bald diejenigen

    erwachen, die sonst die Hatz IV-Emfänger diffamiert haben. ''Selten habt ihr uns verstanden, selten auch verstanden wir Euch

    Erst als wir im Kot uns fanden, da verstanden wir

    uns gleich''.

     

    Frei nach Heine.