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Aufarbeitung der Vergangenheit um der Zukunft willen

■ betr.: „Die offene Rechnung des Konsuls a.D.“, taz vom 17./18.8. 96

Der „Auswärtige Dienst des deutschen Reiches“ war in die Durchführung der systematischen Judenvernichtung verstrickt, und mit den handelnden Beamten wurde das Außenamt der Bundesrepublik Deutschland aufgebaut. Zusammen mit dem Zeit-Historiker Hans-Jürgen Döscher („Das Auswärtige Amt im Dritten Reich/ Diplomatie im Schatten der „Endlösung“ und „Verschworene Gesellschaft/Das Auswärtige Amt unter Adenauer zwischen Neubeginn und Kontinuität“) hat Generalkonsul a.D. Dr. Manfred Steinkühler seit Jahren auf diese Tatsachen hingewiesen. Vergebens richtete er an seinen Dienstherrn die Forderung, eine Zusage des damaligen Außenministers Scheel aus dem Jahr 1970 einzulösen, die Geschichte des Auswärtigen Dienstes aufzuarbeiten. Vor diesem Hintergrund ist es wohl auch zu verstehen, daß es Dr. Steinkühler als Generalkonsul in Milano ablehnte, auf dem Soldatenfriedhof in Costermano sich im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland vor SS- Gräbern zu verneigen. Die Haltung dieses Diplomaten und seine Forderung, die Vergangenheit um der Zukunft willen aufzuarbeiten, sind dem Bonner Establishment offenkundig so fremd, daß es – soweit es nur geht – mit Schweigen „reagieren“. Rudolf Schwinn, Bonn

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