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Archiv-Artikel

Auf Gottes Pfaden

betr.: „Abkehr von der Säkularität“, taz bremen 18. 11.

Ich stimme zu: Es ist absurd, was in Sachen BGU in Bremen abläuft. Nur: andersherum wird ein Schuh draus. Es ist falsch, wenn Armin Simon behauptet, die „konfessionell ungebundene Religionskunde“ läge „in der Bremer Tradition“. Das tut sie nicht. Der Unterricht war von den Verfassungsvätern als konfessionell-evangelisch nicht sortierter Unterricht gedacht. Das macht schon das Angebot anno 1947 deutlich, das die Sozialdemokraten den Katholiken machten: konfessionell katholischer Religionsunterricht an den öffentlichen (Einheits-)Schulen gegen Verzicht auf katholische Privatschulen.

Verhindert hat das die CDU, weil sie die Gemeinschaftsschule nicht wollte. Als die dann aber kam, machte Heuss den Sozis klar, nun müsst ihr den Katholiken die Privatschulen gestatten. Insofern war auch klar, wer den Unterricht geben würde: Evangelische Christen. Mit den Katholiken wurde jedenfalls nie geredet. Jahrzehntelang schlief dieses Fach dann einen Dornröschenschlaf, der politischen Seite war’s egal, und in Universität und Schule schuf man Fakten, falls der Unterricht überhaupt gegeben wurde. Er mutierte zu einer interreligiösen Religionskunde. 1987 begann die Bremische Evangelische Kirche den verfassungsmäßig garantierten Unterricht einzufordern. Seit ungefähr zehn Jahren engagiert sich die katholische Kirche in Bremen für dieses Fach, unter der Voraussetzung, dass es verfassungsgemäß unterrichtet wird – als Religionsunterricht.

Und noch ein Denkfehler: Eine überzeugte Protestantin und ein gläubiger Katholik sind sehr wohl in der Lage „qualifiziert“ Religion zu unterrichten, weil beide selbst dahinter stehen und sich in ihrer Konfession besser auskennen, als ein auf Religionskunde geeichter BGU-Profi. Denn unterrichten haben beide ja gelernt. Kurz: Es geht nicht um eine „Abkehr von der Säkularität“, sondern um die „Hinwendung zur (christlichen) Religion“. WILHELM TACKE, Bremen