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Auf Du und Du mit dem PräsidentenHerzog auf Tour in Ostfriesland

■ Boßeln und Klootschießen auf dem Empfangsplan für den Präsidenten

Aurich. Bundespräsident Roman Herzog hat das Gewicht der kommunalen Selbstverwaltung unterstrichen. Bei einem Besuch der ostfriesischen Landschaft sagte er gestern in Aurich, diese Form der politischen Gestaltung entspreche dem Grundsatz, daß Entscheidungen, die von kleinen Einheiten getroffen werden können, nicht nach oben verlagert werden sollen. Dieser Grundsatz werde jedoch immer noch zu wenig geschätzt.

Die Selbstverwaltung auf kommunaler Ebene erhöhe die Wahrscheinlichkeit, daß Entscheidungen von Bürgern getroffen werden, „die die konkreten Gegebenheiten genau kennen und deshalb aus dem Vorhandenen das Beste machen können“, sagte Herzog. Örtliche Eigenverantwortung setze nicht nur Gemeinschaft voraus, sie stifte auch Gemeinschaft, betonte der Bundespräsident. Das zeige sich in Ostfriesland beispielhaft in den gemeinsamen Anstrengungen bei Deichbau und Küstenschutz.

Herzog unterstrich seine Forderung, alle Schulen in den kommenden fünf Jahren mit vernetzten Computern auszustatten, um nicht den internationalen Anschluß zu verlieren. Als ersten konkreten Schritt sagte er die Ausstattung einer ostfriesischen Schule mit Computern zu. Stifter des Rechnernetzwerks ist ein Heidelberger Softwareunternehmen. Die Wahl der Schule soll die ostfriesische Landschaft treffen.

Zwei Monate vor Ende seiner Amtszeit besuchte Herzog gestern Ostfriesland. Am Vormittag nahm er an einer Festversammlung der ostfriesischen Landschaft teil. Für die niedersächsische Landesregierung begrüßte Landwirtschaftsminister Uwe Bartels (SPD) den Gast. Herzog ist nach Theodor Heuss (1959) der zweite Bundespräsident, der Ostfriesland einen offiziellen Besuch abstattet.

Zum Abschluß zeigte Herzog sich auch von der sportlichen Seite. Er ließ sich auf freiem Feld in die Kunst der friesischen Nationalsportarten Boßeln und Klootschießen einweisen. Anschließend griff er kurzentschlossen selbst zur Boßelkugel. Befreit von Mantel und Jackett warf er nach kurzem Anlauf auf einem nassen Feldweg die 1.100 Gramm schwere Kunststoffkugel aus der rechten Hand. Nach einem Flugbogen durch die Luft „trüllte“ (rollte) sie nach den anerkennend lobenden Feststellungen von Sportfunktionären „an die 80 Meter“ weit. Vor dem Präsidenten-Wurf demonstrierten ostfriesische Sportler Technik und Leistungsstand im Bo-ßeln und Klootschießen. Unter ihnen der amtierende Weltrekordhalter im Klootschießen, Stefan Albarus . dpa

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