: Atomunfall als Leukämieauslöser
Betr.: „Gefahr von Strommasten?“, taz bremen vom 10.04.03
Es ist ein Verdienst der neuen Leukämie- und Lymphomstudie des Bremer Instituts für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS), das Leukämie- und Lymphomrisiko durch Insektizide herausgearbeitet zu haben sowie ein mögliches Risiko durch Elektrosmog. Diese Faktoren scheiden aber zur Erklärung der auffälligen Leukämiehäufung vor den Toren des Kernkraftwerks Krümmel und des GKSS-Forschungszentrums definitiv aus!
Die Radioaktivitätshypothese wurde überprüft, indem man den genehmigten Betrieb der Kernkraftwerke Krümmel, Brokdorf, Brunsbüttel und Stade zugrunde legte, ausgewiesen durch die Angaben der Betreiber über ihre Emissionen. Niemand hat jedoch behauptet, der genehmigte Betrieb des Kernkraftwerks Krümmel sei Auslöser der Erkrankungen, die 1990/91 schlagartig auftraten. Diese weisen auf ein besonderes Freisetzungsereignis hin. Unsere Argumentation beruhte deshalb auf nachgewiesenen Umgebungskontaminationen, die mit dem genehmigten Betrieb nicht in Einklang stehen. Inzwischen wurde durch die Gutachtergruppe ARGE PhAM bestätigt, dass in der Umgebung der Geesthachter Anlagen Plutoniumisotope und andere Kernbrennstoffe vorhanden sind. Nach ihren Recherchen gehen wir davon aus, dass als Hauptverursacher für die extreme Kinderleukämiehäufung ein Atomunfall auf dem GKSS-Gelände durch Experimente mit PAC-Kernbrennstoff im September 1986 in Betracht kommt. Wenn auch das Leukämie-Cluster der Auslöser für die Studie war, methodisch war sie kaum geeignet, dazu etwas beizutragen. Folgt man Greisers Argumentation und damit der Aufsichtsbehörde, die seit jeher ungenehmigte Freisetzungen bestritten hat, dann bleibt das weltweit größte regionale Leukämie-Cluster ein ungeklärtes Phänomen.
Prof. Dr. Inge Schmitz-Feuerhake, Bremen, Mitglied der schleswig-holsteinischen Leukämiekommission