Atommüll im Salzstock Gorleben: Zweifel am Endlager
Niedersachsens Landeschef setzt neuerdings auf "Rückholbarkeit": David McAllister (CDU) spricht jetzt davon, dass in Gorleben gelagerter Atommüll zurückgeholt werden kann.
![](https://taz.de/picture/249981/14/0646gorleben_f.jpg)
GÖTTINGEN taz | Der niedersächsischen Landesregierung kommen offenbar Zweifel daran, ob sich der Salzstock in Gorleben als Atommüll-Endlager eignet. Ministerpräsident David McAllister (CDU) stellt in einem der taz vorliegenden Brief an seinen Parteifreund Bundesumweltminister Norbert Röttgen das bisherige Regierungsdogma infrage, dass einmal eingelagerter Atommüll nicht rückholbar sein muss.
Es sei notwendig zu klären, "ob das bisherige Konzept, das eine nicht rückholbare untertägige Endlagerung vorsieht, noch den gesellschaftlichen wie auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügt", schreibt McAllister. Er empfehle stattdessen Modelle, die auf eine Rückholbarkeit des Atommülls zielten. Nach den Erfahrungen mit dem maroden Atomlager Asse müsse eine mögliche Umkehrbarkeit der Entscheidungen künftig eine tragende Rolle spielen. In der maroden Anlage arbeiten Experten seit Monaten an einem Konzept, rund 126.000 eingelagerte Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Atommüll zurückzuholen.
McAllister begründete seine Initiative gestern im Landtag in Hannover damit, er wolle "in der Sache vorankommen". Es sei ein Fortschritt, dass der Bund bis zum Jahresende ein Endlagersuchgesetz vorlegen wolle. Deshalb habe er Vorschläge zur Endlagerung aus niedersächsischer Sicht gemacht. Es sei ihm keinesfalls um die Öffnung hin zu einer schwarz-grünen Koalition gegangen.
Bürgerinitiativen skeptisch
Das unterstellt ihm aber die Landtagsoppposition. Die Union merke wohl, dass sie sich für neue Koalitionspartner öffnen müsse, meinte SPD-Umweltexperte Detlef Tanke. Inhaltlich begrüßte er den Schwenk McAllisters. Gorleben sei nun "faktisch tot."
Die Atomkraftgegner geben aber noch keine Entwarnung für Gorleben. Die von McAllister empfohlene Rückholbarkeit der radioaktiven Abfälle sei keineswegs ein Ausschlusskriterium für eine Einlagerung in Salz und den Standort im Wendland, erklärte die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg. Bergen lasse sich der Atommüll zur Not aber auch aus dem Salzgestein. Greenpeace hingegen freute sich, dass sich McAllister mit dem Brief von der "starrköpfigen Festlegung der CDU auf Gorleben" gelöst habe.
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