Atom-Sicherheit : Scharmützel vor dem Wählerauge
Niemand darf erwarten, eine TÜV-Plakette zu bekommen, wenn er schlicht behauptet, sein Auto sei in Ordnung. Der TÜV muss die Sicherheit des Wagens selbst überprüfen, damit es keine Unfälle gibt. Ähnlich ist das mit der Aufsicht über die deutschen Atomkraftwerke. Falls FDP-Umweltminister Sander wahrheitswidrig behauptet hätte, er habe nach dem Reaktor-Unglück in Schweden die Reaktoren in Niedersachsen vom TÜV checken lassen, wäre er untragbar.
Kommentarvon KAI SCHÖNEBERG
Ansonsten hilft es kaum, die Bedenken gegen die Restrisiken der verbliebenen 17 Atomanlagen in Deutschland zu zerstreuen, wenn sich Sander und SPD-Bundesumweltminister Gabriel wie die Kesselflicker über die Folgen aus dem Störfall streiten. Schon Gabriels Vorgänger Trittin – ebenfalls ein Niedersachse – hat sich häufig mit dem FDP-Mann angelegt, der den Ruf hat, sein eigenes Ressort am liebsten abschaffen zu wollen.
Der Anlass für das laufende Scharmützel ist auch diesmal recht leicht auszumachen: Am 10. September sind Kommunalwahlen in Niedersachsen. Kein Streit ist deshalb zu banal, um nicht vor dem Auge des Wählers ausgefochten zu werden. Klar ist aber auch, dass Sander dafür ist, die Laufzeiten der Atommeiler in Deutschland zu verlängern. Klar hat Forsmark aber auch dies erneut gezeigt: Die Atomtechnik ist bis heute nicht kalkulierbar.