■ Atlanta braust: Ein irrsinnig bewegender Moment
Klaus-Dieter und ich haben uns über die Eindrücke der letzten Tage ausgetauscht. Ich war mit meinem Teil schnell fertig.
Erfreulich fand ich lediglich die Tatsache, daß der deutsche Fechtleistungsstützpunktoberbefehlshaber Emil Beck mangels Goldbeute keinen äußeren Anlaß hatte, zusammen mit seinem Intimfreund Mayer-Vorfelder die Lieblingsstrophe seiner Nationalhymne zu grölen.
Klaus-Dieter dagegen schilderte regelrecht aufgewühlt in hastig hingeworfenen Sätzen seine überaus tiefen Empfindungen für eine Sportart, die er dank Olympia und ARDZDF erst jetzt, nach 42 Lebensjahren, entdecken durfte: Luftgewehrschießen!
Frauen habe er gesehen, die minutenlang regungslos ein Gewehr im Anschlag hielten. Also, nicht alle zusammen eines, sondern jede ein eigenes. Dicke Westen hätten sie an den Körpern getragen und Kappen auf den Köpfen. Dazu brillengestellähnliche Kopfgerüste, die zur Befestigung von scheuklappenmäßigen Blendlappen dienten. Und dann sei eine irrsinnig lange Weile „gar nix, absolut null!“ passiert.
„Nach schätzungsweise acht Epochen“ sei dann eine kleine Schießscheibe im Bild aufgetaucht und eine der Frauen habe die Arme hochgerissen. Die hatte wohl gewonnen. Und er, Klaus-Dieter, sei live dabeigewesen. Ein, wie er sagte, „irrsinnig bewegender Moment“ für ihn. Jedenfalls sei er anschließend von Krämpfen geschüttelt aus dem Sessel gefallen. Fritz Eckenga
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