■ Athener des Tages: Der Weitspringer, der gern widmet: Ivan Pedroso (setzt alles auf eine Karte)
Es kommt nicht oft vor, daß ein Weltmeister seine Goldmedaille einem Krankenhaus widmet. Der Kubaner Ivan Pedroso tat nach seinem Sieg im Weitsprung von Athen genau dies und bedankte sich beim Personal des Frank Pais- Hospitals von Havanna, in dem er im März 1996 am Knie operiert worden war. „Damals dachte ich, mit mir wäre es vorbei“, sagt der 24jährige, der jedoch schon im Sommer bei den Olympischen Spielen in Atlanta wieder mitspringen konnte. Noch längst nicht fit, kam er auf den 12. Rang.
Einen „Titel der Wiedergeburt“ nannte der Weltmeister von 1995 seinen Sieg in Athen, gern hätte Pedroso noch einen Weltrekord draufgesetzt. Diesen hätte er dann vermutlich den „11.000 Jugendlichen“ gewidmet, die derzeit bei den Weltjugendfestspielen in Havanna aktiv sind. Weil es jedoch nichts wurde mit dem 9-Meter- Satz, bekamen die Kids einfach einen Anteil an der Goldmedaille. Das Hospital von Havanna wird es verschmerzen.
8,42 Meter hatte Pedroso mit dem ersten Versuch hingelegt, dann folgten vier ungültige Sprünge, einer um die 9 Meter. „Mit den 8,42 hatte ich den Sieg gesichert, das war mir klar“, sagte der Kubaner später, danach habe er „verrückte Risiken“ auf sich genommen, um Mike Powells Weltrekord von 8,95 Meter zu brechen: „Nur wenn ich alles auf eine Karte setze, kann ich mein Ziel erreichen“, ist Pedrosos Devise. Selbst der letzte Sprung des zweitplazierten Erick Walder (USA), immerhin 8,38 Meter, war ihm kaum einen Blick wert. „Wäre ich überholt worden, hätte ich meinen Anlauf kontrolliert und mir die Goldmedaille zurückgehholt.“ Matti
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen