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■ Athener des Tages: Der Kugelstoßer, der endlich weit stießSven-Oliver Buder (freut sich ganz doll)

Wenn nicht gerade Weltmeisterschaften sind oder gar Olympische Spiele, dann macht die Leichtathletik hauptsächlich unrühmliche Schlagzeilen. Es scheint fast so, als dienten die Monate zwischen den Großereignissen vor allem dazu, die Erfolgsmeldungen von erwischten Dopingsündern so geschickt zu plazieren, daß man während der wirklich tollen Tage möglichst nicht so oft dran denken möge. Zu dieser Gewißheit trug in der Vergangenheit auch der neue Kugelstoß-Weltmeister Alexander Bagatsch bei, der schon mal gesperrt war. Ist der nun geläutert? Wer weiß. Was man weiß: In der Ukraine sehen sie es nicht so eng mit den Kontrollen.

In der DDR war das früher auch so, weswegen die dortigen Sportler so erfolgreich waren – das glaubt jedenfalls jedermann. Vielleicht lag es auch an unkonventionellen Trainingsmethoden. Sven-Oliver Buder jedenfalls hat in seiner Jugend beim Hausbau den Schutt beseitigt: „Das war unser Krafttraining.“ So war die DDR sauberer, und der Sachse gewann 1990 eine EM-Silbermedaille. Seitdem ist er, der noch die klassische Kaderausbildung der DDR durchlief und als Jugendlicher vom Diskus zur Kugel abkommandiert wurde, der beste Kugelstoßer des wiedervereinigten Deutschland. Aber auf den wirklich weiten Stoß wartete er lange. Der gelang nun in Athen, 18 Zentimeter über der persönlichen Bestleistung aus dem Jahre 90, und hatte eine bronzene Medaille zur Folge. „Ein supertoller Wettkampf“, meinte nun Buder.

Da ist die IAAF allerdings anderer Meinung. Traditionell setzt der Leichtathletik-Verband das männliche Kugelstoßen gleich an den Beginn der Wettbewerbe, auf daß die kräftigen Männer und ihre unrühmliche Vergangenheit längst schon wieder vergessen sind, wenn der letzte Weltmeister – sauber oder nicht – gekürt wird. to

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