■ Asylbewerber: Abschiebungen steigen
Bonn (AP) – Ein Jahr nach Inkrafttreten des neuen Asylrechts ist in Deutschland die Zahl der Asylsuchenden um 66 Prozent gesunken. Das Bundesinnenministerium teilte gestern mit, in den zwölf Monaten vor der Neuregelung am 1. Juli 1993 hätten insgesamt 474.835 Flüchtlinge Asyl beantragt. Bis Ende Juni 1994 seien es nur noch 161.302 gewesen. Innenminister Kanther sprach prompt von einer positiven Entwicklung. Deutlich gestiegen ist 1993 die Zahl der Abschiebungen, die sich mit 36.358 Fällen gegenüber 1992 mehr als verdreifachte. Nach Ansicht von Pro Asyl zeigen die von Kanther veröffentlichten Zahlen, wie stark das Asylrecht zu einer reinen „Rechts-Attrappe“ verkommen sei. Alle, die jetzt Kanther applaudierten, sollten sich die Frage stellen, ob sich mit dem Rückgang der Asylzahlen tatsächlich ihre soziale Situation verbessert habe. Dann würden sie feststellen, daß ihre soziale Lage nicht von der Zahl der einreisenden Flüchtlinge abhänge, sondern Symptom der bundesdeutschen Zweidrittel-Gesellschaft sei.
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