Verbote ignorieren? Die Zigarettenindustrie rät ab. Sie sagt, Hersteller und Kunden bräuchten endlich Planungssicherheit. Offene Attacken überlässt sie der Gastro-Lobby
Mit exklusiven Rauchervereinen wollen findige Wirte das neue Nichtraucherschutzgesetz umgehen. Wer trinken will, braucht bei ihnen zuerst einen Mitgliedsausweis. Ordnungsamt: Dieser Trick zieht nicht.
Eine Woche Nichtrauchen: Helmut Schmidt tanzt aus der Reihe, ansonsten läuft alles wie geplant. Vereinsheime bleiben die Ausnahme und die Volksinitiative hat ihre Unterschriften zusammen
VonMAIKE WÜLLNER / SVEN-MICHAEL VEIT / DANIEL WIESE
Raucherlöcher, geschlossene Gesellschaften, rollende Raucherräume: Mit kreativen Lösungen versuchen Wirte das Rauchverbot umzusetzen - oder zu umgehen.
Nach der ersten Woche in Zeiten des Rauchverbots: Wo eher stilvoll ausgegangen wird, fehlen oft schon jetzt alle Aschenbecher, im Viertel und an der Schlachte hingegen nutzt man vielerorts noch die Übergangszeit
Ein Friedrichshainer Wirt kämpft gegen das Rauchverbot - an der Spitze der "Genussinitiative Berlin", die ein Volksbegehren anstrebt. Sein Engagement für den Qualm macht ihn zum Medienstar auf Zeit.
Seit Jahresbeginn ist das Rauchverbot nun auch in Berlin Gesetz. Aber während sich einige Raucher vor der Tür die Füße abfrieren, sitzen andere gemütlich auf dem Barhocker und paffen vor sich hin. Die Gastronomen sind verunsichert.
Ob ein Wirt das Rauchverbot umsetzt, erkennt man daran, ob ein Aschenbecher auf dem Tisch steht. Von Kiel bis München haben ihn viele Gastronomen abgeräumt.
Gestern trat das Rauchverbot in Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein in Kraft. Allerdings nicht in Kneipen und auf Silvesterpartys. Weil ohnehin nicht kontrolliert wurde, durfte bis zum Morgen weiter gequalmt werden
Auf ein paar Zigaretten mit Friedrich Kittler: Deutschlands berühmtester Medientheoretiker über das Rauchen - in Zeiten zunehmender Verächtlichmachungen.
Einen Tag vor Inkrafttreten der Nichtraucherschutzgesetze in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und Hamburg sind viele Wirte gelassen. Sie setzen auf eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Thema Rauchverbot
Klaus Lederer, Landeschef der Linken, hält das Rauchverbot für eine Form von Erziehungsdiktatur. Ihm selbst gelingt länger aufzuhören nur, wenn er verliebt ist.
Der Neurochirurg Christian Sprung weiß, wie Raucherlungen auf dem Seziertisch aussehen. Trotzdem fragt er sich, warum er auf das Vergnügen verzichten soll.
Mit dem Argument, die Liberalitas Bavariae sei bedroht, haben Wirte den Verein zum Erhalt der bayrischen Wirtshauskultur gegründet. Dessen Vierstufenplan tritt nun in Kraft.
Viele Schischa-Bars haben keinen "abgrenzbaren Raucherraum" - und Chillen bei Wasserpfeife ist vor der Tür nun mal unmöglich. Die Wirte hoffen, dass die Kontrolleure wegschauen.