Die Übergangsregierung von Mario Monti ist stark wie selten. Ohne Neuwahlen könnten sich in Italien allerdings ideale Bedingungen für populistische Propaganda entwickeln.
Italiens Modernisierungsoffensive müsste bei seiner Verwaltung einsetzen. Das brächte weit mehr als die von der EU fetischisierte "Renten- und Arbeitsmarktreform".
Anders als in Genua vor zehn Jahren schlug die Polizei in Rom nicht wahllos zu, als sich dort am Wochenende Hunderttausende der occupy-wallstreet-Bewegung anschlossen.
Italien hat sich unter Berlusconi weit entfernt von der demokratischen Normalität, für die die Unterscheidung zwischen Amt und Amtsinhaber konstitutiv ist.
Italien wird auch durch drakonisches Sparen kein Vertrauen zurückgewinnen, solange Berlusconi es wie ein Geisterfahrer lenkt. Das kommt dem Land teuer zu stehen.
Die Proteste in Italien verlaufen wie jedes Mal auf ausgetretenen Traditionspfaden. Keine Spur von neuer Revolte in einem von der Eurokrise gebeutelten Land.
Die EU gibt gleichzeitig Italien und Frankreich recht: Beide hätten die tunesischen Flüchtlinge korrekt gehandelt. Ein gefährliches salomonisches Urteil.
Die Italiner sind nicht auf Berlusconis Taschenspielertricks hereingefallen. Sie haben gegen Atomkraft gestimmt - und für den Ausstieg aus dem Berlusconismus.
Nach der deftigen Niederlage steht Berlusconi wirklich mit dem Rücken zur Wand, diesmal droht ihm ernsthaft das politische Aus. Denn das Volk steht nicht mehr hinter ihm.
Rechtsgeschichte schrieb das am Freitag in Turin verkündete Urteil vor allem deshalb, weil es dem Manager Espenhahn vorsätzlichen Totschlag zur Last legt.
Dass Innenminister Friedrich die Flüchtlingsfrage Italien überlassen will, ist ein europäischer Skandal. Aber die Verantwortung für den Streit liegt in Italien selbst.
Das gute Verhältnis von Italien und Libyen ist jetzt allen anderen EU-Staaten zuwider. Bis vor kurzem kam es ihnen noch gelegen, hielt es ihnen doch Flüchtlinge vom Hals.
Bisher ging Berlusconis Strategie, das politische Amt als juristischen Schutzschild zu missbrauchen ganz gut auf. Doch schon bald könnte seine Regierung der Vergangenheit angehören.
Nein, diese Anschläge sehen nicht aus wie ein Revival der zahlreichen Bombenanschlägen bis in die Achtzigerjahre. Eher wirkt es wie das Werk von wenigen Fanatikern.
Die linke Opposition in Italien ist wieder mal tief zerstritten. Solange das so bleibt, muss Ministerpräsident Berlusconi sich keine ernsthaften Sorgen um die Macht machen.