Jeder kennt welche: Die Leute, die er als Verlierer bezeichnen muß. Am stärksten imponieren natürlich die Abgestürzten, die Bettler und Penner und Trinker, die wie allegorische Figuren das Stadtbild bevölkern. Jede Elendsgestalt trägt eine Unterschrift, die uns mahnt, des Schicksals eingedenk zu bleiben, das jeden von uns plötzlich auf die Verliererseite transferieren könnte. Verlierer – neudeutsch auch Loser genannt – sind freilich nicht nur die Armen, sondern auch eist erfolgreiche Männer und Fraen, die jetzt auf ihre eigene Art um Almosen bitten müssen. Zum beängstigenden Zustand des Scheiterns ein mitfühlender Essay ■ von Michael Rutschky
Nirgends äußert sich die Meinungsfreude so unverhüllt wie in Leserbriefen – um so mehr, wenn es sich um ein Organ mit moralischem Ruf handelt. Im missionarischen Eifer des Gefechts wird der Andersmeinende schnell zum Sachwalter flauer und finsterer Ansichten erklärt. Eine Analyse am Beispiel von taz-LeserInnenbriefen zum Kosovokrieg ■ Von Michael Rutschky
Kindheitseindrücke, auch wenn sie noch so diffus sind, haften oft viel hartnäckiger als spätere Erfahrungen. Gelegentlich tauchen sie im Alltag des Erwachsenen als irritierende Spätfolgen einer längst vergangenen und begrabenen Zeit wieder auf und sorgen bei den Nachgeborenen bisweilen für Verwunderung. Vor den diesjährigen Feiern zum 50. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1949 ein Essay über die Prägungen und Marotten jener Generation, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit aufwuch ■ Von Michael Rutschky
Vor allen anderen Berliner Baustellen durch eine besondere Seinsweise ausgezeichnet: das Stadtschloß und das Holocaust-Mahnmal. Oder wie dem Phantasma der Hauptstadt einer kommenden „Berliner Republik“ symbolisch vorgearbeitet wird ■ Von Michael Rutschky
1969 hatten wir die erste Regierung ohne Konservative. Doch die Linken wollten damals nicht das Land gewinnen – und machten die Union wieder stark. Nun kann doch noch alles gut werden. Kann. Über Machtwechsel, Heilserwartungen und Enttäuschungsgifte ■ Michael Rutschky
Wer vor zwanzig Jahren als junger Mensch etwas auf sich hielt, setzte alles daran, sich als Außenseiter, ja als Rebell, Freak oder Widerständler zu profilieren. Ein Verweigerer dieser Rollenmodelle geriet schnell in Verdacht, Spießer zu sein, Kleinbürger und Duckmäuser. Also ein Mensch, der die schlechten bestehenden Verhältnisse beschönigt und kleingeistig verteidigt: Ein modernes Schmuddelkind, mit dem niemand spielen wollte. Heutzutage wirkt das Vokabular, wirken die Ikonen des Rebellischen nur nch aufreizend und komisch. Auch deshalb, weil sich mittlerweile selbst Unternehmer oder Funktionäre der F.D.P. gerne als Barrikadenkämpfer gegen die versteinerten Verhältnisse feiern lassen – ganz ohne Ironie. Portraits, Glossen und ein Essay über den stillen Tod der klassischen Heldenfigur der siebziger Jahre ■ Von Michael Rutschky
...der Kulturrevolution. Am 19. Juli wäre Herbert Marcuse 100 Jahre alt gworden. Eine kleine Erinnerung an die Gesellschaftskritik und ihre Erfolgsgeschichte ■ Von Michael Rutschky
Sie warben mit Äpfeln, spornten als Handelsvertreter weibliche Phantasien an, manche lebten gar mit ihren Schwestern zusammen: die guten, netten, rührigen Onkel. Dieser Typ des unväterlichen Mannes bestimmte maßgeblich die Geschicke der Bundesrepublik – sei es Ludwig Erhard oder Helmut Kohl. Eine Würdigung ■ von Michael Rutschky